Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 490
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0490
490

Heinz G. Huber

Rom Schritte zur Errichtung eines Bistums Saarbrücken und verbot dem
Bischof von Trier die Einreise in das Saargebiet. Bundeskanzler Adenauer
reagierte verärgert auf den französischen Vorstoß und sah sogar den deutschen
Beitritt zum Europarat infrage gestellt.16 Mit Entschiedenheit warnte
er davor, dass durch die französischen Aktivitäten ein neuer Nationalismus
in Deutschland entstehen könnte.

Die Saarfrage zeigte Frankreich endgültig, dass die traditionelle
Deutschlandpolitik, die allein auf nationalen sicherheitspolitischen Konzepten
beruhte, gescheitert war. Jean Monnet warnte davor, die Fehler, die
Frankreich nach dem 1. Weltkrieg begangen hatte, zu wiederholen:

Wir haben 1919 die Gelegenheit zum Frieden verpasst, weil wir Diskriminierung
und den Geist der Bevormundung ins Spiel gebracht
haben. Wir sind dabei, abermals die gleichen Irrtümer zu begehen.17

Monnet war im Dezember 1945 von de Gaulle als Plankommissar eingesetzt
worden und trieb die Modernisierung der Wirtschaft voran. Auf einer
Bergwanderung in der Schweiz arbeitete er ein Memorandum aus, das er
am 28. April Ministerpräsident Bidault und am 3. Mai 1950 Außenminister
Schuman vorlegte. Dieser prüfte das Vorhaben ausgiebig , als er am Wochenende
in seine lothringische Heimat fuhr, und informierte Monnet am
Montagmorgen: „Ich habe den Plan gelesen, ich mache mit!"1* Schuman
hatte sich die Unterstützung des amerikanischen Botschafters Dean Ache-
son und des britischen Botschafters Bevin gesichert, als er am Morgen des
9. Mai dem Kabinett die neuen Vorschläge vorlegte.19 Auf den Nachmittag
auf 15 Uhr ließ der Außenminister kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen
, bei der er sich selbst den Journalisten stellte. Neben Schuman saß
Monnet. Nichts deutete auf das außergewöhnliche Ereignis hin, weder Wochenschau
noch Rundfunk waren anwesend. Schuman wusste um die historische
Dimension seiner Erklärung:

Es kann nicht mehr um leere Worte gehen, sondern um einen kühnen
und konstruktiven Akt. Frankreich hat gehandelt, und die Folgen seines
Handelns können ungeheuer sein (...) Der jahrhundertealte
Gegensatz zwischen Frankreich und Deutschland muss überwunden
werden.20

Der Plan, dessen Urheber Monnet, dessen Promotor aber Schuman war,
sah vor, die Stahlindustrie und den Bergbau Deutschlands und Frankreichs
einer Hohen Behörde mit Sitz in Luxemburg zu unterstellen. Damit sollte
die Schwerindustrie in Zukunft nicht mehr als Waffenschmiede der europäischen
Nationen gegeneinander dienen können.21 Das Prinzip der Kontrolle
und der Bevormundung sollte durch partnerschaftliche Zusammenarbeit ersetzt
werden. Auf diese Art und Weise konnten auf Dauer die französischen
Sicherheitsbedürfnisse erfüllt werden, ohne länger das Verhältnis zur


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0490