Freiburger historische Bestände - digital

Rezensionen

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dischen Landgemeinden liegt damit vor.
Die Handschrift selbst stammt aus dem
Jahr 1910 und blickt zurück auf das Alltagsleben
im Rust früherer Jahrzehnte.
Christen und Juden lebten überwiegend
friedlich miteinander, und beider Alltagsleben
wird geschildert. Doch Rosalie
Hauser registrierte hellwach auch die
ständigen Gefährdungen dieser Gemeinschaft
, als etwa der protestantische Prediger
Stoecker antisemitische Tendenzen
schürte. „Ein Stachel blieb zurück, denn
die Hetzereien von gewisser Seite hörten
nie ganz auf." Dass Prediger Stoecker hier
genannt werden kann, ist den ausführlichen
Kommentaren der Herausgeber zu
danken, die eine sorgfältige Edition geschaffen
haben und heute längst vergessene
Personen und Dinge erklären. Fragwürdig
ist höchstens, dass diese Anmerkungen
gleichberechtigt neben der Handschrift
stehen, und da nicht jede Seite mit
Kommentar gefüllt werden konnte, gibt es
nun viel leeren Raum und die Handschrift
erscheint nicht als geschlossener Text.
Doch wiegt dieser Einwand nicht schwer
und er will auch die Bedeutung der Edition
nicht schmälern. Es ist nun auch für
Baden eine Publikation greifbar, die der
„Reise zu den Juden auf dem Lande" von
Daniel Stauben (1860) auf der elsässi-
schen Seite entspricht. Ein Vergleich der
beiden Bücher zeigt Gemeinsamkeiten,
aber auch Unterschiede im Leben dieser
Landgemeinden (Stauben, Daniel: Scenes
de la vie juive en Alsace. Paris 1860. Dt.:
Eine Reise zu den Juden auf dem Lande.
Augsburg, Ölbaum-Verlag 1986).

Martin Ruch