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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 16
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0016
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Walter E. Schäfer

Straßburger ausgesetzt gewesen waren und welche Verhältnisse man bei
der Visitation in Nonnenweier, Wittenweier und Allmannsweier antreffen
werde:

„ Wann dann in denen dreien überrheinischen Dörfern Nonnenweiler
, Wittenweiler und Allmanßweiler wegen langwieriger Kriegsge-
far, durch welche erstgedachte ort elendiglich verherget (zerstört;
W.E.Sch) und guten Theyls eingeäschert, die einwohner daher viel
Jar zu exulieren (ins Exil zu gehen; W.E.Sch.) und Theyls in dieser
Statt (in Straßburg; W.E.Sch.), Theyls anderswo sich kümmerlich
auffzuhalten gezwungen worden, inner 29 Jahren keine Kirchen Visitation
angestellet und gehalten werden können, nunmehr aber, nach
dem durch die Gnade des Allerhöchsten Gottes auffgerichteten algemeinen
frieden sich die gemeynen widerumb, jede an ihrem orth zu
versamblen, auffzubauen und in die nahrung und arbeit zu schicken
glücklich angefangen, auch in solchem werck durch den segen Gottes
guten und erwünschten fortgang gespüret, ist so viel mehr noth-
wendig gewesen, auch bei denselben die Christliche Visitation vor-
zunemmen, alß länger sie derselben ermangelt und also allerhand
Confusion und Unordnung bey ihnen eingeschlichen. "19

Die Ortsgeschichte von Nonnenweier verzeichnet anhand der „Meißenhei-
mer Chronik" ziemlich genau die Kriegszüge kaiserlicher, bayrischer, lothringischer
Truppen auf der einen Seite, schwedischer und französischer
Truppen auf der anderen Seite, die ab 1622 die Ortenau durchzogen oder
berührten und alle Male mit drangsalierenden Einquartierungen, Erpressungen
(„Kontributionen") und Beschlagnahmungen verbunden waren, die
weit über die im Kriegsrecht erlaubten Forderungen (Unterkunft, Stellung
von Speise, Trank und Futtermitteln) hinausgingen. Wie stark die Belastungen
in den einzelnen Gemeinden waren, lässt sich nicht mehr feststellen
. Nur der Einschnitt durch die Auswirkungen der Schlacht bei Wittenweier
im August 1638 ist deutlich. In den betroffenen Dörfern Wittenweier
und Nonnenweier war nur noch ein Viertel der Bevölkerung am Leben und
die Überlebenden litten Hunger.20 Doch schon sehr viel früher hatte die
Bevölkerung begonnen, hinter die festen Mauern Straßburg zu flüchten.
Ab 1636 finden sich Einträge in den Kirchenbüchern der Gemeinde St.
Wilhelm in Straßburg über die Teilnahme Nonnenweirer Bürger an Gottesdiensten
und über ihre Begräbnisse.21 Auch nach Lahr und Offenburg waren
Einzelne geflüchtet.

Erst ab 1642, als sich die Kriegsereignisse nach Norddeutschland verlagert
hatten, kehrten einzelne Familien in die Dörfer zurück. 1649, ein Jahr
nach dem Friedensschluss, zählte man einundvierzig Bürger in Nonnenweier
.22 Die nicht mit dem Bürgerrecht Versehenen (Taglöhner, Knechte,


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