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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 18
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Walter E. Schäfer

wicht, betonte der Pfarrer, dass Nonnenweier keinen eigenen Schulmeister
mehr habe, auch keine Hebamme. Auch musste Adam Schmidt zwei Frauen
erwähnen, die zwar fleißig seine Predigten hörten, aber katholisch geblieben
waren.

Der anschließend angehörte Schultheiß scheute sich nicht, auch Kritik
am Pfarrer vorzubringen: er sei zwar ein feiner verständiger Mann, der
aber zu zeiten etwas hart mit den Zuhöreren fare, und in geringen Sachen
mit der Obrigkeit drohe. Das verwundert dann doch: musste doch der
Schultheiß selbst bei der Zügelung eines zum Teil verwilderten Volkes auf
die Unterstützung durch den Pfarrer rechnen. Auch die Gerichtsleute hatten
nicht viel zu melden als über einen Ehemann zu klagen, der mit seinem
Weib übel lebet.

Am nachfolgenden Tag, dem 17. Mai in der Frühe, predigte der Pfarrer
vor Gemeinde und Kommission über 1. Kor. 3:9 „Ihr seid Gottes Gebäu",
ohne dass der Kirchenpräsident irgendwelche Bemerkungen zu machen
hatte. Die Prüfung der Katechismusschüler schloss sich an, wobei 52 junge
Knaben und Töchter erschienen, die meystentheyls fein geantwortet. Doch
bey etlich der alten ists fast schwach hergangen, doch hat man an ihnen
gespürt, dass sie guten gemütes, und was ihnen vorgelegt wird, zu lernen
begierig sein.28

Am 18. Mai begab man sich nach Wittenweier, das hiebevor elendiglich
verbürgte und eingeäschert, nun aber wieder fein zu vermeinende [?]
Dorff. Pfarrer Adam Schmidt, schon in Nonnenweier geprüft, hatte hier
keine Predigt mehr zu halten. Zur Katechismusprüfung erschienen 23 Kinder
, weil die gemeyn noch sehr gering. Doch meldeten Bürgermeister und
Gerichtsleute einige Übelstände. Laut war die Klage über den Mangel eines
Schulmeisters, weil je diese gemeyn noch keinen eigenen Pfarrer haben
könne, daß man sich derselben Kinder erbarmen und ihnen einen feinen
Christlichen Schulmeyster, der sie in der Gottesfurcht, lesen und
schreiben unterweise. Das Spital in Straßburg, das den ganzen Zehnten des
Orts erhalte, könne sich nicht weigern, einem künftigen Schulmeister das
Pfarrhaus als Wohnung einzuräumen.

Bedenklicher war ein Fall von vermuteter Zauberei. Der Pfarrer zeigte an,
es beschwere sich Hirten Michel Fraw noch allezeit, daß man sie beschuldiget
, sie habe Wendlin Fischers Söhnlein zu Nonnenweiler durch Zäuberey
gelähmet. Sie habe eine attestation ihres Wolverhaltens von dem Gericht auß
der Ruprechts aw bey der Hand, welche sie jactire (vorzeige; W.E.Sch.), hin
und her trage, ihre Unschuld damit zu bezeugen. Man kann die Unruhe der
Beschuldigten verstehen, gab es doch in der Ortenau nur eine Generation zuvor
noch zahlreiche Hexenprozesse und Hinrichtungen.29

In der die Visitation abschließenden Schlussbesprechung in Nonnenweier
zeigte sich etwas von der religiösen Gesinnung des Kirchenpräsidenten


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