Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 39
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0039
Aus der Lichtenauer Pfarrchronik (1726-1830)

39

Heere vorher auf Kosten anderer lebten ... Wir sehen auch fast eine Million
fremder Völker Frankreich überschwemmen und dasselbe für die Drangsale
zu züchtigen, welche es andern Völkern und Ländern mehrere Jahre angetan
hatte ... und um ihm den Frevel zu vergelten, dass es sich anmaßte,
andern Völkern ... Gesetze zu geben und despotisch über sie zu herrschen."
In Pfarrer Schoch verschaffte sich in obigen Äußerungen der jahrelang angestaute
Groll Luft. An absichtliche Züchtigung und Vergeltung musste er
gar nicht gedacht haben. Die Einquartierung der Hunderttausenden brachte
auch dann, wenn sie nicht von Rachegefühlen begleitet war, genug „Vergeltung
" mit sich. Sie hatte ganz ohne besondere Absicht die Funktion der
ausgleichenden Gerechtigkeit. Bemerkenswert an den Notizen von Pfarrer
Schoch ist noch die Tatsache, dass er jetzt bei der Zuweisung der historischen
Schuld nur noch von Frankreich sprach und nicht mehr vom Despoten
Napoleon. Das entsprach dem sich anbahnenden Bewusstseinswandel
des neuen Jahrhunderts, das als politische Subjekte weniger die Monarchen
als die Völker ansah.

1814: Der 1. Pariser Frieden.

„Der bisherige Usurpator Napoleon Buonaparte wurde des Kaiserthrones
entsetzt ... und Ludwig XVIII. vom Haus Bourbon wieder auf den Thron
gesetzt... Den Sommer hindurch zogen nun die Verbündeten Heere wieder
sämtlich nach abgeschlossenem Frieden mit Frankreich in ihre Länder zurück
, und zwar ohne daß die kriegführenden Monarchen den Franzosen eine
Kontribution zu bezahlen auferlegt hatten, womit aber freilich die,
durch schwere Einquartierungen so hart mitgenommenen deutschen Länder
und Gegenden nicht gar wohl zufrieden waren. Wie wenig aber dieses
Volk den Wert dieser Großmut wirklich zu erkennen und zu schätzen vermochte
, hat die Folge deutlich bewiesen."

1815: Rückkehr Napoleons von der Insel Elba.

„Man hielt es für einen großen politischen Fehler der Staatsklugheit, daß
man den Usurpator Bunaparte nur auf die Insel Elba in der Nähe von Italien
, wo derselbe so viele gute Freunde hatte, ... verbannte. Bei Annäherung
(Napoleons) der Hauptstadt Paris floh der König in die Niederlande ...
Kaum hatte er (Napoleon) wieder Besitz von dem französischen Thron
genommen, so organisierte er die Armeen, und alles was ... Waffen führen
konnte, wurde durch die Gendarmerie ausgehoben und den Korps zugeschleppt
, so daß in kurzem derselbe wieder eine furchtbare Armee auf den
Beinen hatte. Wie die verbündeten Monarchen diese Treulosigkeit und
Wortbrüchigkeit Buonapartes aufnahmen, haben ... ihre Maßnahmen gelehrt
, welche sie nun nahmen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0039