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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 56
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Hans Herrmann

gleich mit der Depesche zum Altar geeilt, habe den Gesang unterbrochen
und gerufen: „Singt: Nun danket alle Gott". Als das geschehen war, habe
er die Depesche verlesen. Es sei wunderbar gewesen für ihn und die Gemeinde
.

Viele Kehler Flüchtlinge in Kork

Für ganz Deutschland und auch für uns Korker war der Druck weggenommen
. Aber Kehl, ein Ort ganz in unserer Nähe, wo auch Deutsche lebten,
mußte ihn bald erst recht spüren: Straßburg wurde von den Franzosen eingeschlossen
. Es bestand die Gefahr, daß Kehl beschossen wurde, und so
wurde den Bewohnern der Befehl gegeben, es zu verlassen. Da sah man
auf der Straße von Neumühl her einen Wagen hinter dem andern. Viel
konnten die Flüchtlinge nicht mitnehmen, und oft waren es recht wunderliche
Dinge, die sie mitnahmen. Ein Mann rettete seine Haustüre. Einen rührend
komischen Eindruck machte eine alte Frau, die auf einem quer über
den Wagen gestellten Sofa saß, in dem einen Arm eine Katze, in dem andern
eine Kaffeemühle.

Die Flüchtlinge wünschten fast alle, möglichst in der Nahe zu bleiben,
und so waren die nächsten Dörfer überfüllt. Bei uns war der Blechner Rit-
tershofer, dessen Frau mit dem kranken Vater anderwärts im Fand bei Verwandten
Unterkunft gefunden hatte. Ferner hatten wir die Kaufmannswitwe
Kaiser, die uns gänzlich fremd war und die zur Magd und mir einquartiert
wurde. Ferner gaben wir dürftiges Nachtquartier ohne Essen und mit
einer einzigen Waschschüssel an sieben elegante junge Kehler Kaufleute,
die uns gar keine Mühe machten. Die Kehler Flüchtlinge betrugen sich
durchweg recht gut. Manche Korker haben es den Kehler Frauen und Mädchen
übel genommen, daß sie sich täglich vom Friseur frisieren ließen.
Aber das waren Geschäftsfrauen, bei denen es in Kehl so Brauch war und
ihr Friseur lief als müßiger Flüchtling vor ihren Augen herum. Warum sollten
sie nicht? Ernstere Klagen habe ich von niemand gehört. Schon vor
dem Einrücken der Kehler war eine Abteilung Dragoner mit zwei Offizieren
nach Kork gekommen, bei uns wurde der Dragoner Lorbeer einquartiert
. Als er nach scharfem Ritt bei uns eintraf, ist er fast vom Pferd gesunken
. Die Mutter hat ihn gut gepflegt. Seine Frau, eine liebliche Blondine,
die ihn nach überstandenem Wochenbett besuchte, konnte ihn kaum mehr
erkennen. Mann und Frau waren liebe bescheidene Menschen, beide von
Beruf Fabrikarbeiter, Seidenweber bei Metz in Freiburg.

Belagerung von Straßburg

Die deutschen Truppen schlössen Straßburg ein; als die Stadt, die zur Festung
erklärt worden war, sich nicht ergab, eröffneten sie am 19. August


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