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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 68
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Hans Herrmann

Als der Bahnverkehr wieder hergestellt war, rollten im Winter endlose
Gefangenenzüge an Kork vorbei. In Kehl hatten sie Aufenthalt. Da brachten
Kehler Frauen vom Roten Kreuz und vom Frauenverein den Halberfrorenen
Filzpantoffeln, gestrickte und genähte Socken und warme Getränke
an den Bahnhof.

In Kriegszeitungen wurde als Vergehen gegen das Vaterland gebrandmarkt
, wenn Besucherinnen der Lazarette einem französischen Gefangenen
ein Trostwort sagten oder ihm wie unsern Soldaten einen kleinen Leckerbissen
gaben. Ebenso wurde die Frauenhilfe an den Bahnhöfen verächtlich
gemacht. Es mögen sich manche weibliche Wesen taktlos benommen
haben. In unserer Gegend ist nichts derartiges vorgekommen. Und das Tun
der Kehler Frauen fand allgemeine Zustimmung im ganzen Bezirk. Ich
hatte große Hochachtung vor den Frauen, die sich nicht beirren ließen in
ihrem Werk der Barmherzigkeit.

18.1.1871 Preußenkönig Wilhelm I. wird Deutscher Kaiser

Die Schlacht von Beifort brachte noch einmal eine starke Aufregung.

Wie von übergroßem Licht war ich geblendet, als der Vater eines Tages
ins Wohnzimmer kam und leise und erregt sagte: „Jetzt haben wir wieder
einen Deutschen Kaiser." Man war darauf vorbereitet, dennoch war die
Nachricht überwältigend. So schön war der Brief des Bayernkönigs an König
Wilhelm, worin er als der mächtigste deutsche Fürst ihm die Kaiserkrone
antrug; so herrlich war es, daß gerade unser lieber Großherzog als
erster in Versailles dem neuen Kaiser huldigte! Freilich wollte mir ein Erbkaisertum
nicht so recht gefallen. Daß Österreich nicht dabei war im neuen
Deutschen Reich, war mir schmerzlich: „Mein Vaterland muß größer
sein." Um die Gestalt des Kaisers selbst hingen alle Ehrenkränze. Wie
wurde er geliebt und bewundert! Ich habe ihn später mehrmals gesehen,
einmal ist er in nächster Nähe an mir vorbeigeschritten im Erlenbad, wo
der Geburtstag der Kaiserin im engsten Familienkreis gefeiert wurde. Unsäglich
sympathisch war der freundliche alte Herr.

26.2.1871 Vorfriede von Versailles - das Elsass wird deutsch

Die französische Hauptstadt Paris kapitulierte am 28. Januar 1871, nachdem
bereits am 18. Januar der preußische König Wilhelm im Spiegelsaal
zu Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen worden war. Im Frieden
von Frankfurt mußte Frankreich sich zur Zahlung von 5 Milliarden Francs
und zur Abtretung von Elsass und Teilen Lothringens verpflichten.

Es kam der Waffenstillstand. Wir hatten ganz vergessen, daß es der
„ Schurdi" war, und ich war ausgegangen, um in Willstädt eine Besorgung


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