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Ludwig Baumann
äußerte, Priester zu werden, Lateinunterricht. Leider ist Hermann Huber in
russischer Gefangenschaft verstorben. Hilfsbereit zeigte sich Pfarrer Ludwig
Müller auch gegenüber den Steyler Ordensschwestern, die in den Jahren
1927/28 beabsichtigten, in der Erzdiözese Freiburg eine Niederlassung
zu gründen. Kaufobjekt war der Rohrbacher Hof in Bottenau. Auf Bitten
des Klosters fertigte Pfarrer Ludwig Müller eine Hofbeschreibung an und
trug das Anliegen der Ordensschwestern beim Domkapitular Weiß vor.
Erzbischof Carl Fritz erteilte dem Projekt jedoch eine Absage. Pfarrer Ludwig
Müller dürfte dies sehr geschmerzt haben.
Pfarrer Ludwig Müller setzte auch bauliche Akzente: So ließ er die alte
Pfarrscheuer (Zehnt-Scheuer) in das Gemeindeheim „Sankt Sebastian" mit
Saal- und Theaterbühne umbauen.
In den Jahren nach 1933 verwirklichte Pfarrer Müller den langgehegten
Plan des Baues einer eigenen Kirche in der Filiale Zusenhofen. Prälat und
Domkapitular Fridolin Weiß vollzog am 6.8.1933 die Grundsteinlegung
und Weihbischof Burger ein Jahr später die feierliche Weihe der neuen
Sankt Josefskirche in Zusenhofen.
Auch die Nußbacher Kirche wurde innen und außen gründlich renoviert
. Leider konnte Pfarrer Ludwig Müller den lang gehegten Plan des
Einbaus einer Kirchenheizung wegen Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges
nicht mehr verwirklichen.
Pfarrer Ludwig Müller hat auch die Sankt-Wendelwallfahrt sehr gefördert
. Am 1.4.1935 entstand die neue politische Gemeinde Bottenau und im
Juli 1936 wurde die Sankt Wendelskapelle zum Gotteshaus der neu geschaffenen
Filialkirchengemeinde Boftenau von der Kirchenbehörde bestimmt
. Die Kapelle wurde innen und außen gründlich renoviert. Die seelsorgerliche
Betreuung erfolgte in der Regel durch den Nußbacher Kaplan.
Macht und Ohnmacht
Pfarrer Ludwig Müller musste nach 1933 schmerzlich erleben, wie in seinem
Kirchspiel die Jugendarbeit, die Seelsorge und die Vereinstätigkeit
immer mehr eingeschränkt wurden, denn jede nichtreligiöse Tätigkeit, wie
z. B. Kartenspielen oder Singen von Fahrtenliedern war verboten. Die
Macht übten die Nazis aus. Dies zeigte sich deutlich bei der Errichtung des
Kriegerdenkmals auf Kirchengelände. Wie in anderen Gemeinden wollte
man auch in Nußbach der im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten mit einem
Ehrenmal gedenken. Das Denkmal sollte aus Platzgründen auf Kirchengelände
errichtet werden. Pfarrer Müller bevorzugte den Entwurf, der ein
Wandrelief des heiligen Sebastian vorsah (zugleich erster Platz des Preiswettbewerbs
). Nationalistische Kreise lehnten ein christliches Motiv ab.
Das neue Denkmal sollte Krieg, Heldentum und Opferbereitschaft verherr-
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