Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 83
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0083
Pfarrer Ludwig Müller: Von den Nazis verbannt

83

liehen. Die SA fällte nachts im östlichen Teil des Kirchplatzes Kastanienbäume
und errichtete ein Denkmal ohne Genehmigung, das den Krieg heroisierte
. Herr Pfarrer Müller verwahrte sich beim badischen Innenministerium
gegen das Vorgehen und nannte es „ungesetzlich" und „ganz ungehörig
". Das Innenministerium tadelte zwar das Vorgehen der SA, zu einer
Verurteilung kam es jedoch nicht. Das Dritte Reich war eben kein Rechtsstaat
, sondern eine Diktatur. Die Einweihung des Denkmals am 16. Juli
1933 wurde zu einer gewaltigen politischen Demonstration. Pfarrer Müller
musste ohnmächtig zuschauen. Widerstand war erfolglos.

Pfarrer Ludwig Müller war bei den Nazis verhasst, weil er schon vor
1933 bei Wahlversammlungen der Zentrumspartei den Vorsitz geführt hatte
und gegen die Zielsetzungen des Nationalsozialismus Stellung bezog.

Kapläne der Pfarrei Nußbach im Renchtal in der NS-Zeit

In der Pfarrei Nußbach wirkten sehr gute Kapläne. Das Verhältnis zwischen
Pfarrer Müller und den Vikaren war stets sehr gut, das bestätigten
mehrere Kapläne. Ein Kaplan hatte einmal verschlafen und die heilige
Messe begann etwa eine halbe Stunde zu spät. Pfarrer Müller war darüber
nicht ungehalten. Er sagte nur zu dem betreffenden Vikar: „Haben Sie dem
Herrgott für diesen guten und gesunden Schlaf auch gedankt?" Welch eine
Güte!

Insbesondere wirkten unter Pfarrer Ludwig Müller in der Filialgemeinde
Nußbach seelsorgerisch:

1. Karl Gnädinger trat im April 1930 seine erste Kaplanstelle in Nußbach
als Neupriester an und machte seine ersten Erfahrungen in der Seelsorge
. Der spätere Weihbischof Gnädinger hinterließ Aufzeichnungen seiner
Nußbacher Kaplanszeit. Er berichtet: „Nußbach war zu jener Zeit
eine gläubige und sehr aktive christliche Gemeinde ... Die Gottesdienste
wurden bei voller Kirche mit großer Feierlichkeit begangen ... Eindrucksvoll
waren auch die Maiandachten, bei denen am Sonntag die
Kirche dicht besetzt war ... Mein vorgesetzter Pfarrer war Herr Ludwig
Müller, ein frommer und gütiger Chef, der mich väterlich in den wenigen
Wochen meines dortigen Aufenthaltes in die Seelsorge einführte ...
Ich bewahre ihm ein dankbares Gedenken und hatte auch immer sein
Grab besucht, so oft ich auf meinen Pastoralreisen an seiner Gedenkstätte
vorbeikam. Nußbach war die erste Liebe meiner priesterlichen Tätigkeit
..." Von der ersten Predigt des Neupriesters Karl Gnädinger über
den Heiligen Geist war Pfarrer Müller so beeindruckt, dass er zu seiner
Nichte Therese vorausschauend sagte: „Dieser Vikar wird einmal Bischof
, er hat alle Voraussetzungen dazu."


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0083