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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 88
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SS

Ludwig Baumann

der vom Heilandsherzen loszureißen, von diesem Herzen, zu dem sie
sich durch die Taufgnade hingezogen fühlen! Und leider sehen wir
heute schon deutlich genug, wie so viele Kinder in Stadt und Land -
auf Wegen gehen, die zum zeitlichen und ewigen Verderben führen.
Was ich sage sind keine Übertreibungen, das sind Wahrheiten.

Ihr wißt es selber, christliche Zuhörer. Für diese schweren Vergehen
und furchtbaren Frevel haben wir eine Strafe zu erwarten und
wir tun als gläubige Christen gewiß nur gut daran, wenn wir den
ausgebrochenen Krieg als eine solche Strafe ansehen und durch Gebet
und Buße den guten Gott um Erbarmen und Gnade anflehen.

Ich habe dann weiter darauf hingewiesen, wie es sich so schön
trifft, daß wir gleich im ersten Kriegsmonat 3 Marienfeste feiern:
Das Fest der Geburt, das Fest des Namens Maria und nach 8 Tagen
das dritte Fest der sieben Schmerzen der Gottesmutter. Maria, die
Gottesmutter, ist auch unsere Mutter, und zwar die Mutter von der
immerwährenden Hilfe. Darum ruft sie inständig und mit großem
Vertrauen an sowohl allein, als auch im Gotteshaus, als auch daheim
in der Familie. Betet den Rosenkranz! Wenn aber eine Trauerbotschaft
vom Schlachtfeld kommen sollte, dann geht zur schmerzhaften
Mutter. Beherzigt: Die beste und heiligste Mutter wird in unendliches
Leid versenkt, als sie ihren Sohn, den besten und heiligsten
, auf ihrem Schoß trägt, als Leiche, so übel zugerichtet. Trotz
dieser namenlosen Trauer hat Maria nicht aufgeschrien und die
Worte ausgestoßen: wo habe ich das verdient? Nein sie hat auch da
gesprochen, wie ehemals bei der Verkündigung; Ich bin die Magd
des Herrn. Zum Schluß habe ich die Gläubigen noch ermahnt, für
die Krieger um eine glückselige Sterbestunde zu beten, falls sie zum
Tode bestimmt sind.

Das sind ungefähr die Gedanken der Predigt. Daß die Predigt bei
den Zuhörern größte Empörung ausgelöst habe, ist unwahr. Pfarrer
Biellman hat mir gesagt, daß die Leute sich getröstet gefühlt haben.

Wie ich der geheimen Staatspolizei bei dem Verhör auf dem hiesigen
Rathaus erklärt habe, hatte ich nicht im entferntesten die Absicht
, etwas staatsfeindliches zu sagen. Wenn die Spione mir etwas
Derartiges unterschieben, so identifizieren sie den Staat mit den
oben genannten Feinden unserer Religion und Kirche.

(gez.) L. Müller, Pfarrer"

Auf das Schreiben vom 13.10.1939 des Ordinariats Freiburg reagierte der
Minister des Kultus und Unterrichts mit Schreiben vom 19.10.1939 an das
Ordinariat wie folgt:


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