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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 90
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Ludwig Baumann

In dem Falle des Pfarrers Müller ist der Tatbestand überdies
durch das eigene Geständnis des Geistlichen erwiesen. Er hat zugegeben
, daß er in seiner Predigt ,den Krieg als eine gerechte Strafe
Gottes für das gottlose Treiben in Deutschland' bezeichnet hat.
Pfarrer Müller war schon vor der Machtergreifung als Gegner des
Nationalsozialismus in Erscheinung getreten, indem er als Anhänger
des Zentrums in Nußbach den Kampf gegen den Nationalsozialismus
führte. Auch nach der Machtergreifung hat er in versteckter Form in
Predigten seine gegnerische Einstellung zum nationalsozialistischen
Staate zum Ausdruck gebracht. Auch erweist er noch heute, wie er
selbst zugibt, den deutschen Gruß nicht. Um nicht in Verlegenheit zu
kommen, den deutschen Gruß erwidern zu müssen, grüßt er auf der
Straße die Leute zuerst mit, Grüß Gott'.

Es besteht daher nach wie vor Anlaß zu der Forderung, daß Pfarrer
Müller aus der Seelsorge zu entfernen ist. Ich wiederhole daher
nachdrücklich mein Ersuchen, dies alsbald zu veranlassen.

gez. (Unterschrift)"

Pfarrer Ludwig Müller nahm mit Schreiben vom 14.12.1939 auf Veranlassung
des Erzbischöflichen Ordinariats zu den Ermittlungen der Gestapo
nochmals ausführlich mit heldenhaftem Mut Stellung:

L „Es ist wahr, daß ich bei Versammlungen, welche die ehemalige
Zentrumspartei abhielt, den Vorsitz führte, schon deshalb, weil sonst
keine geeignete Persönlichkeit da war. Ich habe als Vorsitzender
auch gegen die Bestrebungen des Nationalsozialismus gesprochen,
aber nie in verletzender oder beleidigender Weise, weil die Anwesenden
ja fast immer meine Pfarrkinder waren. Ich habe also nur
vom Recht Gebrauch gemacht, das mir als deutschem Staatsbürger
zustand.

2. Es ist wahr, daß ich auf der Kanzel auf gewisse religionsfeindliche
Vorkommnisse der heutigen Zeit hingewiesen habe, aber das geschah
nur ganz selten, meist in Anlehnung an Kundgebungen des
Papstes und der Bischöfe. Dabei habe ich niemals die Worte Nationalsozialismus
' oder nationalsozialistischer Staat' ausgesprochen.
Ich bin also dem heutigen Staat oder den führenden Staatsmännern
in keiner Weise zu nahe getreten. Ich habe nur auf das religionsfeindliche
darum auch staatsgefährliche Treiben gewisser Kreise
hingewiesen. Das geschah im Interesse der Seelsorge.
Ich habe bei dem Verhör vor der Gestapo ausdrücklich erklärt, daß
ich als katholischer Priester weiß und predige, daß wir alle der
staatlichen Obrigkeit Ehrfurcht und Gehorsam schuldig sind, und ich


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