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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 92
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Ludwin Baumann

Eröffnung

Es wurde mir heute im Auftrag der Geheimen Staatspolizei - Staatspolizeileitstelle
Karlsruhe - eröffnet, daß gegen mich auf Grund des
§ 1 der VO des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat
vom 28.2.1933 ein Aufenthaltsverbot für das Land Baden verhängt
worden ist. Ich wurde ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht,
daß ich bei Zuwiderhandlung gegen diese Anordnung, abgesehen
von etwaigen staatspolizeilichen Maßnahmen, mit strafrechtlichen
Maßnahmen gemäß Verordnung zu rechnen habe.

Es wurde mir zur Auflage gemacht, das Land Baden bis zum
11.4.1940 zu verlassen und mich sofort bei der für meinen neuen
Aufenthaltsort zuständigen Staatspolizeistelle persönlich zu melden."

Die Verbannung traf Pfarrer Ludwig Müller mit 68 Jahren sehr hart. Er eilte
noch am selben Tag nach Freiburg zum Erzbischof Dr. Konrad Gröber.
Der Erzbischof wies Pfarrer Müller an, zunächst nach Beuron in das Haus
„Maria Trost" zu gehen.

Am 9.4.1940 wandte sich Erzbischof Gröber an das Commissariat der
Fuldaer Bischofskonferenz mit der Bitte um Hilfe und Unterstützung,
allerdings ohne Erfolg.

Unterm Kreuz

Im Erzbistum Freiburg war die Ausweisung von Pfarrer Ludwig Müller der
zweite Fall, dass ein Geistlicher des Landes verwiesen wurde. Pfarrer Ludwig
Müller traf es sehr hart. Binnen drei Tagen musste er die Pfarrei Nußbach
verlassen. Er ging zunächst nach Beuron. Ab 10.1.1941 fand er Zuflucht
im Kaplaneihaus in Bingen bei Sigmaringen/Hohenzollern. Seine
Gesuche um Aufhebung des Landesverweises wurden jeweils abgelehnt.
Lediglich zwei kurze Besuche in der Heimat wurden gewährt. Das muss
für Pfarrer Ludwig Müller sehr schmerzlich gewesen sein. Hinzu kamen
noch die laufende Überwachung und Meldungen bei der geheimen Staatspolizei
. Eine Rückkehr nach Baden wäre nur möglich gewesen bei völliger
Ausscheidung aus der Seelsorge. Dazu war Pfarrer Ludwig Müller nicht
bereit. Dieser Preis war ihm zu hoch. Hier zeigte es sich, dass er mit „Leib
und Seele" Seelsorger war.

Die Sehnsucht nach der Heimat, nach dem schönen Renchtal und der
Pfarrei Nußbach i. R., die ihm so sehr ans „Herz" gewachsen war, wie aus
Briefen an Nußbächer Pfarrkinder hervorgeht, war für ihn außerordentlich
schmerzlich. In dieser Zeit wurde er „Kreuzträger". Diese Briefe bezeugen
die große Sehnsucht und den Trennungsschmerz von Pfarrer Ludwig Müller
. So lesen wir in einem Brief: „Wie schön ist doch unsere Heimat im


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