http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0108
108
Heinz G. Huber
Bauern des Ödsbachtales tragen den Sarg eines Verstorbenen auf den Oberdorfer
Friedhof nach Oberkirch (1930).
Sarg zur Pfarrkirche getragen, wobei an jedem Kruzifix am Weg der Sarg
abgesetzt und ein Vaterunser gebetet wurde.45
Die Träger stellten den Sarg vor der Kirchentür ab, wo er eingesegnet
wurde. Darauf zog die Beerdigungsprozession zum Friedhof. Kranzmädchen
trugen in Oppenau die Kränze auf den Friedhof - je zahlreicher die
Kränze waren, um so angesehener war der Tote.46 Je nach Vereinszugehörigkeit
begleiteten Musikkapelle, Soldatenkameradschaft oder Gesangverein
mit Fahne den Zug; bei früheren Kriegsteilnehmern wurde während der
Beerdigungszeremonie mit Böllern geschossen.
Familienstand und Lebensalter des Toten dokumentierten sich in der
Kleidung der Beerdigungsteilnehmer. War der Verstorbene ledig, so trugen
die Mädchen bei weißer Kleidung einen schwarzen und bei schwarzer
Kleidung einen weißen Flor schräg auf der Brust.47 Im mittleren Kinzigtal
trugen die Mädchen beim Tod eines Junggesellen oder einer Jungfrau ein
Tragegerüst voraus, das mit Papier bespannt und mit Blumen geschmückt
war; es symbolisierte einen Grabhügel.48 Bei einer Jungfrau war der Sarg
im Renchtal weiß gestrichen. In Oppenau trugen die an der Beerdigung
teilnehmenden Männer ein Trauerband auf dem Hut, die Frauen schwarze
Kleidung.
Nach der Bestattung fand das erste „Opfer" , die Totenmesse für den
Verstorbenen, statt. Die Herkunft des Begriffs erklärt Josef Ruf: Während
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0108