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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 172
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Wilfried Lienhard

hatten den Unzhurster Bürgersohn in die Spitze der europäischen Wissenschaft
geführt, seine Stimme hatte internationalen Klang. Zwei Mal wählten
ihn die Freiburger Professoren zum Rektor der Albert-Ludwig-Univer-
sität. Seine Rektoratsreden hält er 1925 über das Thema „Wesen und Wollen
der christlichen Kunst", 1932 über „Orient und christliche Kunst."
Mehrfach stand Sauer an der Alma mater in führender Position, so etwa
auch als Dekan seiner Fakultät 1921/22 und 1931/32, und war Mitglied
mehrerer hundert Universitäts- und Fachkommissionen und Vorsitzender
zahlreicher heimatgeschichtlicher und volkskundlicher Vereinigungen am
Oberrhein.36

Nun fordert ihn der Glockenkampf aufs Ganze. Doch Erfolg ist ihm wenig
beschieden. Am 2. Februar 1941 teilt Sauer dem Ordinariat mit, dass
von den nahezu 7000 Glocken im Land nur für 425 die Aufnahme in die
Gruppe D habe beantragt werden können. Und es kommt noch schlimmer:
„Niemand beklagt die Tatsache, daß für im Ganzen 90 Glocken katholischer
Geläute der Antrag auf Gruppierung nach D keine Genehmigung gefunden
hat, mehr als ich", schreibt Sauer am 10. November 1941 ans Ordinariat
.37 Er kann sich mit kaum etwas anderem befassen, berichtet er am
13. Dezember 1941 an den Unzhurster Pfarrer Richard Weber: „Jede Post
regnet mir jetzt Glockenalarme ins Haus, und doch ist nichts mehr zu machen
. Man muss nur versuchen, dass man wenigstens die C-Glocken auf
die Dauer erhalten kann, wenngleich auch sie ausgehängt werden
müssen."38

In Unzhurst gelingt das nicht. Am 3. Dezember 1941 informiert der
Bühler Landrat die Kirchengemeinde, dass sie eine Glocke behalten darf.
Doch welche der drei soll es sein? Die kleinste Glocke, 1922 gegossen, ist
unter A rubriziert. Die beiden anderen stehen unter C. Sauer, so schreibt er
am 13. Januar 1942 an Weber, sieht die kleinste C-Glocke gesichert, was
den Richtlinien entspräche. Er ist aber skeptisch, zumal der Landrat offenbar
C-Glocken restlos beansprucht: „Sollte der Landrat trotzdem bei seiner
Entscheidung verbleiben und die Kreishandwerkerschaft darnach vorzugehen
versuchen, teilen Sie mir das sofort eventuell telegraphisch mit. Die
Herren zögern eine Antwort auf mein Schreiben offenbar deshalb hinaus,
weil sie hoffen, dass doch noch eine schärfere die Richtlinien aufhebende
Bestimmung herauskommen könne ..."39

Das Machtwort kommt am 18. April 1942 vom Landrat: Die A-Glocke,
die kleinste im Geläute, bleibt in Unzhurst, wenngleich dies gegen die Bestimmungen
des Reichswirtschaftsministers verstößt. Proteste sind in diesen
Zeiten aber aussichtslos. Der 13. Mai 1942 ist ein schwarzer Tag für
die Christen im Dorf: Die beiden Edel-Glocken von 1820 und 1824 werden
vom Kirchturm geholt und abtransportiert. Zurück bleibt die kleine
Grüninger-Glocke, deren klägliches Wimmern für einige Jahre Mahnung
sein wird.40


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