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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 211
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0211
Zur künstlerischen Ausstattung der Katholischen Kirche „St. Mauritius" Kippenheim

211

stand den Schrein durch einen Mittelsmann, den evangelischen Dekan Sauer
, für 50 Gulden. Auf der Fahrt nach Karlsruhe (Juni 1855) litt er sehr im
Regen; der Regent mochte aber vorerst nichts mehr für die nötige Wiederherstellung
anlegen.

Nun kam Breisach ins Spiel. Der Großherzogliche Conservator August
von Bayer schlug der Münsterpfarrei unseren Altar vor, der Regent würde
ihn zur Verfügung stellen gegen die Auflage, ihn zu restaurieren. In Breisach
willigte man freudig ein, merkte aber schnell, dass eine gründliche
Erneuerung, zumal mit den geplanten Ergänzungen im damals beliebten
neugotischen Stil, bei weitem zu kostspielig werden würde. So führte man
nur einzelnes aus, faßte die Figuren neu, auch den Schrein. Die Hauptfigur
des Altars, die große Kippenheimer Muttergottes, damals im Pfarrhaus,
wird in diesem Handel nicht erwähnt. Außer dem Mauritius und dem Papst
haben im Schrein noch zwei weitere Figuren, eine hl. Katharina und eine
hl. Barbara gestanden. Auch sie sind nicht nach Breisach mitgekommen.
Sie gerieten in Kippenheimer Privatbesitz und in den Kunsthandel (siehe
Ergänzung hier am Schluß).

Der Altar füllte den Chorraum der Kirche (lichte Weite 6,67 m) nahezu
aus. Er maß bei aufgeklappten Flügeln 5,52 in der Breite, der Schrein allein
2,76 m. Ohne Predella war der Mittelschrein 2,85 m hoch. War der Altar
geschlossen, etwa im Advent, sah man auf die Bilder der Verkündigung
und der Heimsuchung. Der geöffnete Altar bot dann zu Weihnachten den
festlichen Anblick eines dreigeteilten Schreins mit fünf Figuren, die schöne
Madonna auf der Mondsichel in der Mitte, mit seinem Maßwerk und reich
geschnitztem Laubwerk in den Nischenbögen, mit der Farbenpracht der
Tafeln, nun der Geburt Christi und der Anbetung der Könige.

Im Gesprenge oberhalb des Schreins war noch eine Beweinungsgruppe,
wohl aus derselben Werkstatt, wenn auch von anderer Hand: drei Figuren
eines Gekreuzigten, einer Maria und eines Johannes. Sie befinden sich
ebenfalls im Breisacher Münster.

Die Figuren

Die Papstfigur ist nicht sicher bestimmt, da das genaue Kennzeichen fehlt,
vielleicht abhanden gekommen ist (der Stab wurde 1855 ergänzt). Wir wissen
auch nicht, ob in Kippenheim ein hl. Papst, etwa der hl. Gregor oder
der hl. Urban, besonders verehrt worden ist. (Das Buch könnte auf einen
Kirchenlehrer wie den hl. Gregor hinweisen). - Die Zeit hatte ein großes
Interesse an Gesichtern. Älteren Heiligen gab man gerne das hagere, abgezehrte
Antlitz des Asketen, aber ebensogern auch das vollrunde, weltbejahende
Gesicht des Pyknikers, wie hier in Kippenheim.

Als man die Figur des Ritters noch nicht mit der alten Mauritius-Pfarrei
Kippenheim in Verbindung brachte, hat man in ihm einen Georg oder auch


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