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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 239
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Kirchenjubiläum St. Jakobus in Steinach

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achern, Nußbach, Oberkirch u. v. a. Nicht so in Steinbach. Der Kirchhof
der Jakobuskirche, auf dem bis 1550 die Toten bestattet wurden,8 war eingeengt
mit einer 1,20 m starken Umfassungsmauer, welche elipsenförmig
in etwa zwölf stumpfen Winkeln das bis zu vier Meter höher gelegene Gelände
umgab (Kirchenburg). Nur die Nordseite wäre erweiterungsfähig gewesen
, doch hier beanspruchten die Bürgerhäuser des 1258 zur Stadt erhobenen
Dorfes das eng bebaute „Städtl" ihren Platz. So blieb nur die Möglichkeit
, die romanische Kirche völlig abzureißen und an zentraler Stelle
ringsum gleichmäßig erweitert, den spätgotischen Neubau zu errichten.

Die spätgotische Kirche

Wurde früher eine neue Pfarrkirche erstellt, so oblag die Finanzierung in
der Regel für Chor und Sakristei dem Zehntherrn. Für das Langhaus mus-
ste der „Heilige" (Kirchenfond) aufkommen und für Turm und Glocken
das weite Kirchspiel. Zehnt- und Patronatsherr war seit 1341/42 das Zisterzienserinnenkloster
Lichtenthai. Unterm 2. Juli 1463 quittieren der Schultheiß
und das Gericht der Stadt Steinbach über 40 „Reynischer Guldin",
die das Kloster für den Chorbau (Gewölbe?) „aus Gnaden" gegeben.9 Diese
Schenkung erfolgte wohl widerwillig erst auf Zuspruch der Markgräflichen
Räte, denn Lichtenthai hatte auch Baupflichten für Pfarrhaus, Gernerkapelle
und Sakristei. Es „setzte" den Pfarrer und gab ihm sein Einkommen
. Dafür bezog das Kloster den ganzen Fruchtzehnten des Steinbacher
Kirchspiels und die Hälfte des Weinzehnten. Die Klosterschaffnei oder das
Zehnthaus steht, seit 1698 wieder aufgebaut, heute noch im Steinbacher
Kirch winkel.

Die Umfassungsmauern des Altarraumes mit den Grundrissmaßen innen
13 x 7 m und im üblichen Dreiseitenschluss (auch 5/8-tel-Schluss genannt),
einschließlich der Strebepfeiler scheinen schon 1455 hochgezogen worden
zu sein, wie die eingemeißelte Jahreszahl am ersten Chorpfeiler (seit 1906
nicht mehr sichtbar) auswies. Bekam das Chor zunächst eine provisorische
Holzdecke? Acht Jahre später wurde das dreijochige, kraftvolle Netzrippengewölbe
mit sechs Schlusssteinen gefertigt. Drei davon tragen Wappenschilde
: den Steinbacher Mühlstein, das Abtissinnenwappen der M. Anna
Strauler von Königsbrück und das Badische Wappen. Das Letztere ist noch
original in Stein gehauen und lässt vermuten, dass die Herrschaft Baden
sich auch am Chorbau finanziell beteiligte. Die Grundrissform des Netzgewölbes
finden wir z. B. in der Wallfahrtskirche Lautenbach (nach 1471)
und am Umbauplan von FI. Krohmer 1772 von der ehemaligen Pfarrkirche
in Bühl (1514). Bemerkenswert ist, dass in Steinbach die steinernen gekehlten
Rippen spitz aus den Wänden heraustreten und keine Wandkapitelle
oder Dienste besitzen. Der Gewölbeschub wird außen durch acht Strebepfeiler
abgefangen. Die schlichten, aber gut proportionierten Formen mit


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