http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0295
Verrat und Verdammnis
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Abb. 2
Die Gesichter der Hauptpersonen
, vor der farblichen
Retusche (oben) und im Endzustand
(unten)
Restaurator Andreas Kozycki weniger aufmerksam gewesen, man hätte es
wohl kaum entdeckt. Darüber hinaus konnten an verschiedenen Stellen der
Südwand in kleineren Putzausbrüchen immer wieder Farbspuren festgestellt
werden, die auf derselben Ebene wie der freigelegte Bereich lagen.
Es sind also noch weitere Reste desselben Ausmalungsprogramms vorhanden
, die aber unter Putz belassen wurden.
Die Zuschreibung der Darstellung ist eindeutig: Es handelt sich um den
Verrat des Judas in Kombination mit der Gefangennahme Christi, also eine
Szene aus der Passionsgeschichte.3 Da dieses Motiv nicht als isoliertes Andachtsbild
gebräuchlich war (wie z. B. Kreuzigung oder Auferstehung), ist
von einem ganzen Passionszyklus auszugehen, der die Leidensgeschichte
Christi beschrieb.
Jesus (links im Bild) wird von Judas umarmt und geküsst. Neben Judas
steht einer der Häscher bereit, hinter diesem kann man eine Person mit erhobenen
, zusammengelegten Händen erahnen. Am rechten Bildrand ist jemand
erkennbar, der sich nach vorne beugt oder gefallen ist und einen kleinen
roten Gegenstand in der erhobenen rechten Hand hält. Es dürfte sich
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