Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 296
(PDF, 123 MB)
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Regine Dendler

um Malchus handeln, der sein Ohr vorweist, das Petrus ihm abgehauen hat.
Weitere Personen und die Andeutung einer Landschaft sind noch sehr fragmentarisch
zu erkennen. Nach unten wird die Szene von einem weißen, rot
gerahmten Schriftfeld begrenzt, desgleichen nach oben (wieder zugedeckt
). Geringe Spuren einer Aufschrift sind leider nicht mehr zu entziffern
. Als Text sind außer den entsprechenden Bibelstellen auch Sinnsprüche
denkbar, die auf das dargestellte Geschehen Bezug nehmen.

Ursprünglich war ein etwas größerer Bereich freigelegt, man entschied
sich aber dafür, nur den aussagekräftigsten und am besten erhaltenen Teil
sichtbar zu lassen und den Rest wieder abzudecken. Durch diese Freilegung
bekommen wir aber eine Vorstellung davon, wie die Wand ehemals
ausgesehen hat: zwei oder sogar drei Register von großen Einzelbildern
übereinander, die in der Waagrechten durch Schriftfelder voneinander getrennt
waren und in der Senkrechten durch breite rote Bänder. Die Unterkante
der jetzt sichtbaren Szene nimmt Bezug auf die Fensterbrüstung; sie
ist entweder Teil des untersten oder - falls insgesamt drei vorhanden waren
- des mittleren Registers.

Der Erhaltungszustand - das Bild war doch relativ stark beschädigt -
machte neben der reinen Bestandssicherung (Festigung von Putz und Malschicht
, Reinigung) noch restauratorische Maßnahmen notwendig, um den
Bildinhalt auch dem Laien verständlich zu machen. Neben dem Schließen
der Fehlstellen und Hacklöcher, die für die bessere Haftung der Überput-
zung angebracht worden waren, gehörten dazu auch farbliche Retuschen.
So wurde unter anderem das Gesicht der Christusfigur aufgehellt, das sich
nach der Freilegung schwarzfleckig präsentierte. Der Maler hatte der Farbe
zur Aufhellung das Pigment Bleiweiß4 zugemischt. Diese Absicht ist aber
nachträglich ins Gegenteil umgeschlagen: Bei Verwendung in der Wandmalerei
ist Bleiweiß unbeständig und verschwärzt leicht (Abb. 2).

Was auffällt, ist die großzügige Verwendung von Rot vor allem in den
Gesichtern, wohingegen gelbe Töne völlig fehlen. Dies könnte unter
Umständen mit einem der Brandereignisse zusammenhängen, die für die
Kirche verbürgt sind. Gelbocker verfärbt sich bei Hitzeeinwirkung zu
Rotocker und ist dann auch chemisch nicht mehr von „echtem" Rotocker
zu unterscheiden.

Für die blauen Farbflächen wurde das Pigment Smaltes verarbeitet, ein
pulverisiertes blaues Kobaltglas, das vor allem in der Barockzeit häufig
Verwendung fand. Dieses Farbmittel wurde im Kinzigtal fabrikmäßig hergestellt
, allerdings erst seit 1703.6 Es ist nicht anzunehmen, dass die hier
verwendete Smalte aus der hiesigen Produktion stammt, da der „Judas-
kuss" mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vorher entstanden ist.


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