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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 379
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379

Wein, Wohltätigkeit und sozialer Aufstieg:
Die Geschichte der jüdischen Familie Durlacher
aus Kippenheim

Uwe Schellinger

Als im September 2003 anlässlich der Neueröffnung der restaurierten ehemaligen
Synagoge in Kippenheim als Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte
zahlreiche frühere jüdische Bürgerinnen und Bürger Kippenheims eingeladen
waren, war beim Blick auf die Namensliste der jüdischen Gäste eine
Lücke feststellbar. Während bei diesem feierlichen Anlass eine Reihe von
Mitgliedern der jüdischen Familien Auerbacher, Maier, Wachenheimer und
Wertheimer bzw. deren Verwandte oder Nachkommen anwesend sein
konnten, suchte man den Namen der früheren Kippenheimer Kaufmannsfamilie
Durlacher vergeblich.1 Zwei Gründe sind dafür verantwortlich:
Zum einen fielen die letzten in Kippenheim verbliebenen Angehörigen der
Familie der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer. Die
Namen von fünf Familienmitgliedern befinden sich auf der Gedenktafel für
die Kippenheimer Opfer des Nationalsozialismus, die 1998 in der Vorhalle
der ehemaligen Synagoge angebracht wurde.2 Demzufolge sind heute keine
Mitglieder aus der Familie Durlacher mehr am Leben, die das Leben in
Kippenheim noch aus eigener Anschauung kennen und darüber berichten
könnten.3 Ein zweiter Aspekt ist die Abwanderung eines größeren Zweiges
der Familie in die Großstadt Hamburg gegen Ende des 19. Jahrhunderts,
wo es den Durlachers gelang, sich neue ökonomische Möglichkeiten im
Weinhandel zu erschließen. Dieser Wegzug trug mit dazu bei, dass die Familie
Durlacher im Vergleich zu den anderen genannten jüdischen Familien
Kippenheims im 20. Jahrhundert weitaus weniger Mitglieder im Ort
umfasste. Der folgende Beitrag versucht, die Entwicklungsgeschichte dieser
„vergessenen" Kippenheimer Familie anhand schon bekannter sowie
neu entdeckter Quellen in ihren Grundzügen zu rekonstruieren. Da der
nach Hamburg umgesiedelte Familienzweig zudem exemplarisch für den
seit langem als Desiderat angesprochenen4, bislang aber noch immer nur
ansatzweise erforschten Urbanisierungsprozess der oberrheinischen Landjuden
steht, soll diesem Punkt ein besonderes Augenmerk verliehen werden
. Hier werden Hinweise darauf gesucht, welche Bedeutung der ursprüngliche
Heimatort für die Identitätsbildung der verbürgerlichten einstigen
Landjuden hatte bzw. es wird der von Heiko Haumann eingebrachten
Frage nachgegangen, welche diesbezüglichen Einschätzungen und Ansichten
bei den Juden vorherrschten, die die Landgemeinden hinter sich gelassen
und ihr Glück in den größeren Städten gesucht hatten.5


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