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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 390
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Uwe Schellinger

Zurück in Kippenheim

Während demnach mit Ausnahme des unverheiratet gebliebenen Lippmann
Durlacher (1851-1923) alle Söhne des Firmengründers Samuel Durlacher
den Weg in die Hansestadt Hamburg gewählt hatten, waren seine weiblichen
Nachkommen in Kippenheim geblieben, wo sie Familien gründeten:
Händel verheiratete sich 1862 im Dorf in die Wertheimer-Familie, Mina
1873 in die Weil-Familie. Emilie (1865-1931), das jüngste Kind Samuel
und Sara Durlachers, heiratete 1887 den aus Malsch zugezogenen Landarzt
Dr. Julius Stern (1861-1908). Ihre zweite Tochter Selma (1890-1981)
wurde später als die wohl bedeutendste deutsch-jüdische Historikerin des
20. Jahrhunderts weithin bekannt.46 Auch die Familien der oben erwähnten
anderen drei Durlacher-Brüder der zweiten Generation blieben weiterhin in
Kippenheim. Wolf und Mina Durlacher hatten keine Nachkommen. Herz
Durlachers Sohn Salomon (1836-1923) führte den Kleiderhandel seines
Vaters weiter. Moses (1853-1937) und Nathan (1858-1921), zwei der Söhne
des Weinhändlers Salomon Durlacher und dessen Frau Rachel, hielten
in entsprechender Weise die familiäre Tradition des Weinhandels aufrecht,
die Rolle der Söhne Heinrich (1857-1924) und Jonas (1861-1937) ist
noch ungewiss.

Mit Salomons jüngstem Sohn Samuel (geb. 1865) wurde ein neues Kapitel
der Familiengeschichte aufgeschlagen. Samuel konnte im benachbarten
Euenheim die Höhere Bürgerschule besuchen und danach ein Universitätsstudium
aufnehmen. Gerade mit Blick auf die Jahre seiner Schulzeit
wird eine Entwicklung augenfällig, die Ulrich Baumann als „intensives
Bildungsengagement" der oberrheinischen Landjuden in den letzten drei
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bezeichnet hat: mehr als ein Drittel von
Samuel Durlachers Ettenheimer Schulkamerad/innen waren Mitte der
1870-er Jahre Juden.47 Die infolge der neuen Emanzipationsgesetzgebung
von 1862 ermöglichte Ansiedlung von Juden in den größeren Städten verbesserte
ihre Berufssaussichten im akademischen oder kaufmännischen
Bereich. Samuel Durlacher erreichte als promovierter Arzt schließlich als
erste Person aus seiner Familie einen Universitätsabschluss. Mit seinem im
Jahr 1891 abgeschlossenen Doktorexamen war er möglicherweise sogar
der erste ausgebildete Akademiker aus der beruflich fast ausschließlich
vom Kaufmannswesen geprägten jüdischen Gemeinde Kippenheim 48 Der
Zugang der Kippenheimer und generell der Ortenauer Landjuden zu akademischen
Ausbildungsberufen ist in seiner Entwicklung noch völlig unerforscht
. Samuel Durlacher dürfte zu den ersten gehört haben, die diesen
Weg in den 1880-er Jahren einschlagen konnten. Über seinen weiteren Lebensweg
ist bislang noch nichts bekannt.

Samuels ältester Bruder, der Weinhändler Moses Durlacher heiratete
Rebekka Dreifuß aus Oberendingen in der Schweiz und bekam mit ihr


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