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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 402
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Johannes Werner

könne dort mit ihm zusammentreffen. Und erst dort ließ Adenauer die
Katze aus dem Sack: wäre Hausenstein vielleicht bereit, die junge Bundesrepublik
in Frankreich zu vertreten, d.h. als ihr erster Generalkonsul nach
Paris zu gehen?

Hausenstein war wie vor den Kopf geschlagen; er hatte ja andere, literarische
Pläne. (Ihretwegen hatte er schon das Angebot der Amerikaner
abgelehnt, die Leitung der ,Süddeutschen Zeitung' zu übernehmen.)
Adenauer ließ nicht locker: Hausenstein sei zwar, wie er selber sage, kein
Politiker, aber er habe an der .Frankfurter Zeitung' gewiss genug gelernt;
dagegen sei er Katholik, Humanist und ,homme de lettres', frankophil und
frankophon dazu, und einer der wenigen, die die dunklen Jahre unbefleckt
überstanden hatten. „Wir Alten müssen es machen"1, meinte Adenauer.

Hausenstein bat um Bedenkzeit. „Ich habe alle Bedenken ausgetragen,
Tag um Tag, und war sehr nahe daran, abzulehnen. Zuletzt aber trat dieses
Argument vor: wenn es in Deutschland ein einziges Mal geschah, dass ein
Amt politischer Repräsentation einem Schriftsteller angetragen wurde,
dann durfte er sich in der Tat nicht versagen: dann musste er, persönliche
literarische Aufgaben und selbst die ihm dringlichsten mit aller Härte gegen
sich selbst zurücksetzend, das Seine beitragen, damit diese grundsätzlich
neue und im Prinzip erfreuliche Möglichkeit realisiert werde. Am
Osterdienstag 1950 habe ich durch ein Telegramm an den Kanzler im Prinzip
zugesagt."2

Das Eis...

Am 4. Juli wurde Hausenstein offiziell zum Generalkonsul ernannt; am
16. Juli kam er, zusammen mit Margot, an der Gare de l'Est in Paris an, wo
ihn der stellvertretende Protokollchef des Außenministeriums „so knapp
wie trocken"3 begrüßte. Bei seiner Ankunft sagte er: „Ich bin einfach gekommen
, um meine konsularischen Aufgaben zu erfüllen, die zu einem
Großteil wirtschaftliche Aufgaben sind. Aber ich gebe zu, dass ich sehr
glücklich sein werde, auch den kulturellen Austausch zwischen unseren
beiden Ländern erleichtern zu können, denn ich fühle mich seit je den Ausdrucksformen
des französischen Geistes verwandt, seit je habe ich versucht,
meinen Landsleuten den Genius Frankreichs verständlich zu machen. Ich
möchte Ihnen versichern, dass ich ein Mann guten Willens bin und ein Zeuge
des guten Willens der überwiegenden Mehrheit meines Volkes."4

Vorher hatte es noch einigen Ärger gegeben. Die Bonner Bürokraten hatten
den Etat der deutschen Vertretung in Paris so weit gekürzt, dass Hausenstein
schon an einen Rückzug dachte; von einem Abgeordneten musste er
sich sagen lassen, dass man ihm und seinesgleichen „die Gelegenheit vorenthalten
müsse, in Saus und Braus zu leben".5 Und in der Tat: Hausenstein
arbeitete in einem anfangs unfertigen, unmöblierten und ungeheizten Haus,


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