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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 409
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Ich als geborener Badener

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Einen Feind hatte Hausenstein ganz gewiss; nämlich Walter Hallstein,
der sehr oft nach Paris kam, vor allem, nachdem er zum ersten Staatssekretär
im neuen Auswärtigen Amt ernannt worden war. Es ließ sich zwar nicht
leugnen, dass er sich durch viele Vorzüge auszeichnete; aber es war sein
Auftreten, das Hausenstein abstieß, nicht zuletzt die von ihm „mit einer gewissen
Freundlichkeit, ja Herzlichkeit geübte Kunst der Täuschung".22
Selbst Adenauer bediente sich seiner, ohne ihn eigentlich zu mögen, und
pflegte ihn im kleinen Kreis so sehr zu hänseln, dass Hausenstein und Margot
„aus der Verantwortlichkeit der Gastgeber Einspruch erhoben".23 Auch
die Franzosen mochten ihn nicht sehr.

Hausenstein wurde nicht einmal von der Art beirrt, in der Adenauer ihn
schließlich behandelte oder behandeln ließ. Hausenstein war zwar völlig
einverstanden, als ihm Adenauer im November 1954 schrieb, er „beabsichtige
, auch in der Leitung der deutschen Diplomatischen Vertretung Paris
eine Veränderung eintreten zu lassen, die zum 1. Februar 1955 wirksam
werden soll",24 er hatte ohnehin nur drei, höchstens fünf Jahre im Amt
bleiben wollen, und seine Aufgabe, die Normalisierung der Beziehungen,
war erfüllt. Aber als Adenauer ihn bat, bis zum 31. März auszuharren, und
dann nochmals auf eine weitere, unbestimmte Frist, bot sich eine neue
Möglichkeit an. Inzwischen waren nämlich die Römischen Verträge unterzeichnet
worden und der Zeitpunkt in greifbare Nähe gerückt, an dem die
diplomatischen Vertretungen, auch die in Paris, zu Botschaften aufsteigen
sollten, und ihre Leiter zu Botschaftern. Hausenstein meinte, wie er später
schrieb, dass er es „nach Jahren überaus schwieriger, sehr anstrengender,
aber auch eindeutig erfolgreicher und in ihrem spezifischen Wert weithin
anerkannter Arbeit verdient haben würde, noch Botschafter im vollen Sinn
des Wortes zu werden, um mich alsdann sofort, nach einer Anstandsfrist
von höchstens vier Wochen, zurückzuziehen".25 Und wirklich wäre es ein
schönes Zeichen gewesen, wenn nicht nur die deutsche Vertretung, sondern
auch der deutsche Vertreter als Person den Erfolg seiner Arbeit hätte
genießen dürfen. Aber es war wieder Hallstein, der Hausenstein einen
Strich durch die Rechnung machte.

Der Lohn

Am 5. Mai 1955 gab Hausenstein zum Abschied einen Empfang, dessen
Gäste für die Stellung zeugten, die er sich und seinem Land errungen hatte.
Es kamen 180 Personen; so etwa der päpstliche Nuntius, Erzbischof Paul
Marella, der als Doyen des diplomatischen Corps die Dankesworte sprach,
und der Erzbischof von Paris, Maurice Kardinal Feitin; die ehemaligen
Ministerpräsidenten Robert Schuman und Georges Bidault; der Präsident
der Nationalversammlung und der Gouverneur der Nationalbank; die in
Paris akkreditierten Diplomaten, darunter allein vierzehn Botschafter; hohe


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