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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 413
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Ich als geborener Badener

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türlichste und nächste Weise hinübergelebt";31 nach dem Elsass, das ihm
der Vater auf einer Reise nahebrachte. „Über Colmar droben, im Anlauf
der Vogesen, wurde ein Wanderziel erreicht, das den reizenden Namen
,Drei Ähren' trug: wie ein Wappenbild ließ er sich in angeregter Vorstellung
nieder. Seltsamer war, dass die nämliche Örtlichkeit von der anderen
Seite herüber mit französischen Worten bezeichnet wurde: von dort her
nannte man sie ,Trois Epis' - nicht ohne dass die fremde Redeweise auch
auf der Colmarer Seite aufgenommen worden wäre. ,Trois Epis': so habe
man, erläuterte der Vater, an Ort und Stelle gesagt, ehe die Landschaft umher
, als Elsaß in Vergangenheit und Gegenwart berühmt, durch einen Feldzug
den Franzosen wieder abgenommen worden sei (...). Während der
Franzosenzeit habe sich in diesem Elsaß aber mancherlei an Gewohnheiten
, Redeweise, Annehmlichkeiten eingebürgert, das nun zum Wesen der
Bewohner zähle und eben darum belassen werden solle, damit das Land
zufrieden sei. Dies um so mehr, als nach jenem verlorenen Krieg auch
Frankreich sich in eine Republik verwandelt habe, aus welcher immerwährend
ein heilsam erregender Wind und Duft der Freiheit ins kaiserlichdeutsch
regierte Elsaß herüberwehe: auch über den waldigen Vogesen drüben
bezögen die Menschen ihre Ordnung jetzt nicht mehr von einem Thron
herab, sondern aus eigenen, ungebundenen Händen - die Beneidenswerten
"!32 In Straßburg stand ein Münster, das, wie der Vater zeigte, dem in
Freiburg, ja auch dem in Basel in vielem glich.

Auf „das unbefangene Rhein-Bewußtsein in uns"33 war Hausenstein besonders
stolz. Drüben, jenseits des Rheins, teilte Rene Schickele diesen
Stolz auf den „großen geründeten Garten zwischen Vogesen und Schwarzwald
, der so eins und unteilbar ist, dass die politischen Grenzen deutlich als
eine Fiktion erscheinen".34 (Den anderen Anliegern am Oberrhein fühlte
man sich, auch wenn sie Ausländer waren, näher verwandt als den Inländern
, die angrenzten. Oft hat Hausenstein erzählt, wie die Hornberger
Schulbuben nach Schramberg hinaufstiegen, wo die Grenze verlief, „und
den jenseits vermuteten württembergischen Bundesbrüdern ins Blaue hinein
Beschimpfungen zuriefen".35) Und wie Rene Schickele, so war auch Rene
Beeh, der Maler, einer, der beiden Ländern und keinem ganz gehörte; er,
der „rechte alemannische Elsässer, wie er von elsässischen Klapperstörchen
gebracht wird; ganz deutsch und daher selbstverständlich (auf dialektischen
Wegen der Konstitution) ganz und gar gaulois";36 einer, von dem Hausenstein
aber auch schrieb, dass sich „das Französische in ihm mit dem Deutschen
in ihm bekriegte",37 was ihm aber zum Guten ausschlug. (Beeh, der
in Straßburg geboren wurde und starb, lebte in München.) Albert Schweitzer
, neben dem Hausenstein in Günsbach auf der Orgelbank saß und mit
dem er alemannisch sprach, zählte zu ihnen, und Robert Minder; und Jean
Kuntz aus Colmar, der Hausenstein durch das Elsass fuhr und führte, auch
nach Straßburg, wo Deutsches und Französisches ununterscheidbar inein-


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