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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 414
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Johannes Werner

anderflossen. Und war das Gebirge, das er vom Münster aus sah, der
Schwarzwald, oder waren es die Vogesen?38 Noch dass ihm seine Übersetzungen
, vor allem die der Gedichte Baudelaires, so gut gelangen, schrieb
Hausenstein der „Gunst besonderer Umstände"39 zu, die ihn „von früh auf
begleitet hatten";40 und er meinte damit die nachbarliche Nähe am Oberrhein
, „die ja nicht allein Schranke zwischen deutschem und französischem
Dasein ist, sondern auch Übergang von dem einen zum andern".41

Straßburg war für Hausenstein „die eigentliche Hauptstadt meiner Jugend
; es war die Großstadt mit dem Zauber der Sünde; es war die Ahnung
von Paris".42 Es war eine Ahnung, aber auch eine Lockung, der er folgte,
sobald er konnte. Die ehemalige Königin von Neapel, die sich nach Paris
zurückgezogen hatte, stellte ihn, den frischgebackenen Doktor, als ihren
Vorleser ein, gab ihm aber nicht allzu viel zu tun, so dass er sich gründlich
umsehen konnte. Hier traf er auf den Maler Albert Weisgerber, der ein
Gastwirtssohn aus der Pfalz und ihm insofern ähnlich war. „Meine erste
Begegnung mit ihm geschah inmitten des berückenden Pariser Frühlings
von 1906 auf dem Boulevard des Capucines. Man spürte den Mai dort stärker
, als man in freier Natur ihn empfunden haben würde - so sehr verzauberten
die ruhenden Tropfen eines kurzen und lauen Regens, der über die
frischen Blätter der Trottoirbäume gewichtlos hingeflogen war, den Augenblick
, in dem sich drei Deutsche begrüßten und, Augen, Poren dem
köstlichen Dunst der benetzten und leicht durchsonnten Atmosphäre geöffnet
, unter den gestreiften Markisen des Cafe de la Paix sich niederließen,
die aussahen wie das ländliche Sommerleinenkleid einer eleganten Frau".43
(Der dritte Deutsche war Theodor Heuss, mit dem er in München im selben
Hörsaal gesessen hatte.) Was Hausenstein über Weisgerber schrieb,
galt in gewisser Weise auch für ihn: „Sein Pariser Erlebnis gab ihm Horizonte
, fast Segel und Flügel, und ließ ihm seine persönliche Eigenheit verstärkt
zurück, ja trieb ihn wieder auf sie hin."44

Schon der Großvater, der auf der mütterlichen Seite, Gottlob Baumann
,zum Bären' in Hornberg, hatte sich locken lassen und war, auch weil es in
der Familie üblich war, nach Paris gegangen, um sich in den Feinheiten
und Finessen seines Berufes besser auszubilden. Als Andenken brachte er
eine Mütze mit, wie die Revolutionäre von 1830 sie getragen hatten, und
ein bunt bedrucktes Taschentuch, das ihre Taten zeigte; er war dabei gewesen
und war dann 1848 in Deutschland dabei. Dem Großvater zur Seite
stand die Großmutter, die sich Josephine nannte, „mit einem Akzent auf
dem e und dem französisch zu sprechenden Namen, denn so, ein bißchen
rheinbündisch noch, hielt man es (...) im Badischen".45 Die älteste Tochter
der beiden hieß ebenfalls Josephine, die nächste Nanette Mathilde und die
übernächste Sophie Justine. So also hießen die Tanten; und der Urgroßvater
hatte Johann oder eben Jean Armbruster geheißen und war „das angesehenste
Haupt aller Schiffer im Kinzigtal"46 gewesen.


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