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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 426
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Hans-Jochen Schuck

Else, Witwe des Journalisten und späteren bayerischen Ministerpräsidenten
Kurt Eisner, der am 21.2.1919 ermordet wurde, in Gengenbach.13

Zu den verschworenen Helfern der „Roten Feldpost" gehörte neben
Ludwig Dotter, Neffe von Adolf Geck, dem Kunstglaser Johann Basler aus
Fessenbach und dem Kolonialwarenhändler Ludwig Haueisen, später Mitglied
im Gründungsvorstand der SPD-Landesorganisation, auch der Offenburger
Karl Lehmann (1865-1915; Deckname „Lederstrumpf'). Eine nicht
alltägliche Erscheinung, ein Naturbursche mit rauer Schale, von stattlichem
Wuchs, gesellig, trinkfest und zuweilen rauflustig, aber von hoher
Intelligenz mit einem genialischen Einschlag. Er sollte in die Fußstapfen
seines nationalkonservativen Vaters treten und den etablierten Gerbereibetrieb
übernehmen. Doch das war nicht sein Ding - es zog ihn früh in die
Welt. In Norwegen, Hamburg und Zürich schlug er sich durch, verdiente
im Bergbau an der Ruhr das Geld zum Überleben. Nach ungestümen Jahren
, in denen er schon für die SPD gearbeitet hatte, kehrte er zurück, bot
der Partei seine Dienste an und kam so auf die „Brandeck" - laut Meldung
des Ohlsbacher Gendarmen regelmäßig ab Oktober 1887. Hope Adams,
von den jungen Leuten wegen ihrer Tatkraft und Herzenswärme verehrt
und bewundert, erkannte schnell seine schlummernden Fähigkeiten und
machte sich zur Aufgabe, ihn bei seinen Aufenthalten in Hinterohlsbach
weiterzubilden, zu formen, seine Gaben zu fördern und auf ein Ziel hin
auszurichten. So wurde er zunächst in der Aufbauphase des Nordracher
Sanatoriums, nach der Eröffnung als Verwalter eingesetzt. Aus den auch
hier fortgeführten Orientierungsgesprächen entwickelte sich zwischen Lehrerin
und Schüler eine durch Vertrauen gefestigte Beziehung, dann Zuneigung
und Liebe, die in der Folge zur späteren Scheidung des Ehepaares
Walther führte. Zunächst aber nutzte der einmal auf den Weg gebrachte
Gerbergehilfe seine Chance, holte im ersten Anlauf den Schulabschluss
nach, studierte ab 1891 Medizin in Straßburg und promovierte mit Auszeichnung
1897 in München.14 Ein Jahr zuvor hatte der Student seine
„Entdeckerin" Dr. med. Hope Adams geheiratet. Sie führten in harmonischer
Ehe eine gutgehende Gemeinschaftspraxis in München, bekleideten
Ehrenämter und engagierten sich in Sozialarbeit. 1899 unternahm Karl
Lehmann zusammen mit einem Parteifreund eine ausgedehnte Russlandreise
, um sich an Ort und Stelle ein Urteil über die herrschenden Verhältnisse
zu bilden. Ihre Eindrücke fassten die beiden Autoren in dem 1900 erschienenen
Buch „Das hungernde Russland" zusammen. Das Ehepaar
Adams-Lehmann führte ein offenes, gastfreies Haus, in dem Linksintellektuelle
wie Kurt Eisner, Rosa Luxemburg, Franz Mehring und russische
Emigranten, darunter das Ehepaar Uljanow-Lenin, verkehrten. Lehmanns
Anschrift in München war eine der Deckadressen während Lenins Aufenthalt
in Deutschland. Die alte Bekannte Clara Zetkin und ihre beiden Söhne
gehörten praktisch zur Familie.


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