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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 432
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Hans-Jochen Schuck

blick im „Alt Offeburger" vom 18. Juni 1927 anlässlich des Verkaufs der
„Villa Brandeck" nennt Geck neben dem Gründer der Sozialdemokratischen
Arbeiterpartei Wilhelm Liebknecht22 noch weitere Namen von bekannten
Persönlichkeiten des politischen Lebens der damaligen Zeit, die zu
Gesprächen und zur Aktivierung der Parteiarbeit in der Sommerfrische
weilten: Grillenberger, Kunert, Dreesbach, Ehrhart.

Karl Grillenberger (1848-1897) kam aus Zirndorf und hatte Schlosser gelernt
. Auf seinen Gesellen-Wanderjahren früh den Sozialdemokraten beigetreten
, wurde er nach dem Krieg von 1870/71 Arbeiterführer. Als Werkmeister
in einer Fabrik redigierte er nach Feierabend kleine Parteiblätter und
lernte auf diese Weise die Pressearbeit von Grund auf kennen. 1878 gründete
er die „Fränkische Tagespost", die er so geschickt als „politisch unverdächtig
" tarnte, dass sie die Jahre der Presseunterdrückung überleben konnte.
Nebenbei organisierte er den Nachschub und die Verteilung des durch die
„Rote Feldpost" eingeschmuggelten „Sozialdemokrat", den er sogar für begrenzte
Zeit heimlich nachzudrucken wagte. In dieser brisanten Angelegenheit
hielt er sich laut Meldung des Ohlsbacher Gendarmen im Juli 1886 für
zwei Wochen in der „Villa" auf; später kam er als Mitglied der Parteiführung
zu Kundgebungen. Ein abseits der Straße verlaufender Abkürzungsweg
zwischen Zell-Riedle und Fritscheneck auf der Route Offenburg - Hinterohlsbach
soll seinerzeit nach ihm benannt worden sein. Grillenberger konnte
sein bereits 1881 gewonnenes Reichstagsmandat mit stetig wachsender
Stimmenzahl mehrmals verteidigen; ab 1893 gehörte er auch dem bayerischen
Landtag an. Er zählte zu den besten Rednern der Fraktion. Mit mächtiger
Stimme, angeeignetem Wissen, Geist und Humor konnte er die Zuhörer
fesseln. Der beliebte fränkische Politiker gab als Verleger preiswerte
Nachschlagewerke und Lexika zur Förderung der breiten Volksbildung heraus
. Ein Schlaganfall riss ihn allzu früh mitten aus dem Leben. Kein Fürst
sei je so geehrt zu Grabe getragen worden wie Grillenberger, schrieben die
bürgerlichen Zeitungen in der allgemeinen Trauer.23

Während seiner Zeit als Parlamentarier in Berlin, besonders in den Jahren
1900-1912, unterhielt Geck herzliche Beziehungen zu vielen Fraktionskollegen
und badischen Landsleuten, die ihn in der Hauptstadt besuchten
. Der geistreiche Offenburger galt als Verkörperung des gemüt- und
humorvollen alemannischen Wesens, er war ein gern gesehener Gast auf
Geselligkeiten und Festen - überliefert ist seine gesanglich-mimische Darbietung
auf dem 70. Geburtstag seines ihm auch menschlich nahestehenden
Mentors Bebel24 - und eine gute Werbung für den Schwarzwald, den
er besonders durch Empfehlung der Renchtalbäder bekannt machte. Von
dort nach Offenburg war es nicht weit. Geck besaß die besondere Gabe,
echte Freundschaften zu schließen und ein ganzes Leben hindurch aufrechtzuerhalten
und zu stärken in Begegnungen und Briefen. Bei diesen
engen Banden konnte ein Gefühl der Vereinsamung oder politischen Isolie-


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