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„ Villa Brandeck " in Hinterohlsbach und die Sozialdemokratie
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rung rufen. Als Zeitzeugin stieß Rohtraud Weckerle-Geck, 79-jährige
jüngste Tochter des Ehepaars Geck, später noch zu der Wandergruppe. Sie
war es, die die Geschichte dieses Ortes aus eigenem Erleben wieder lebendig
werden ließ, z.B. die Besuche der Weggefährten ihres Vaters, die
nervenberuhigenden Wanderungen gestresster Abgeordneter mit der
Geck'schen Kinderschar auf den Kammwegen zwischen Durbach- und
Kinzigtal und die nie endenden Diskussionen darüber, wie das Ideal einer
friedlichen, sozial gerechten Weltordnung zu erreichen sei - hier auf den
Höhen allerdings leichter, freier und weniger verbissen geführt. Sie gedachte
auch dankbar der stets hilfsbereiten Freunde und Nachbarn auf dem
ehemaligen Kimmighof. Der Bedeutung dieses Ortes als bescheidenem
Kapitel in der Biografie der SPD konnte sich wohl niemand entziehen.
Bebel hatte sich gewünscht, Adolfus würde die einfache und undramatische
Geschichte der „Villa Brandeck" und ihrer Menschen einmal im Gesamtzusammenhang
der Partei in Baden aufschreiben. Dazu ist es leider
aus verschiedenen Gründen nicht mehr gekommen.32
Anmerkungen
1 Kreutz, Gernot: Einfache Kulturdenkmale an der östlichen Waldgrenze von Offenburg,
in: Die Ortenau 57, 1977, 107-110.
2 Ich möchte Frau Rose Seger aus Ohlsbach, Tochter von Franz Kimmig, an dieser Stelle
für ihre wertvollen Auskünfte und die Überlassung der historischen Fotos vom Kimmighof
und der „Villa Brandeck" sehr herzlich danken.
3 Diese und weitere Angaben sind entnommen der Ausgabe vom 18. Juni 1927 der Zeitschrift
„D'r alt Offeburger".
4 Schadt, Jörg: Die Sozialdemokratische Partei in Baden von den Anfängen bis zur Jahrhundertwende
, Hannover 1981, 155, 159.
5 Staatsarchiv Freiburg, G 21/10 Nr. 5: Die Singer'sche Villa in Hinterohlsbach. - Frdl.
Hinweis von Dr. Martin Ruch.
6 Dr. Ph.A. Rüdt und August Dreesbach, Mannheim, waren die ersten Abgeordneten der
SPD im badischen Landtag.
7 Walther, Gerda: Zum anderen Ufer, Remagen 1960, 18.
8 ebd., 80.
9 Ursprünglich hieß die außerhalb der Stadtmauer verlaufende Straße Ortenauer Straße.
Sie wurde 1891 nach dem 1831 eröffneten „Zähringer Hof" umbenannt. Es passt in die
Tradition dieser historischen Stätte, dass die Offenburger Standortkommandantur 1883
allen Militärpersonen den Besuch der Gastwirtschaft verbot und hier am 11. August
1917 die Gründungsversammlung der „Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei
(USPD)" stattfand, die aufgrund ihrer Protagonisten Adolf Geck und Georg Monsch in
Offenburg zunächst großen Zulauf fand.
10 Clara Zetkin (1857-1933), der Familie Geck in lebenslanger Freundschaft verbunden
und häufig Gast auf der „Brandeck" (aber in keiner polizeilichen Meldung vermerkt),
ist vor allem als sozialistische Vorkämpferin der Frauenemanzipation hervorgetreten.
Lehrerin, Mitarbeiterin beim „Sozialdemokrat" in Zürich, Gründerin und 25 Jahre
Chefredakteurin der Frauenzeitschrift „Die Gleichheit", in der vor dem 1. Weltkrieg
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