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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 443
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443

Im KZ geschunden, unter Aktendeckeln begraben

Erfolgloser Kampf des KZ-Opfers Elsa Santo und ihrer Tochter
Johanna um Wiedergutmachung

Gerhard Finkbeiner

Bitterkeit empfindet Johanna F., geb. Santo, wenn sie an die vielen rhetorisch
ausgefeilten Reden denkt, die am 27. Januar 2005 von Politikern zum
60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers
Auschwitz gehalten wurden. Keiner der Volksvertreter vergaß, an die Opfer
von Nazi-Deutschland zu erinnern. Die KZ-Opfer nicht zu vergessen,
nie mehr Unrecht auf deutschem Boden zu dulden, war Inhalt aller Gedenkansprachen
. Doch war die moralische Entrüstung, die Einforderung
von Toleranz und Humanität im gesellschaftlichen Zusammenleben immer
auch ein ernst zu nehmendes Anliegen der Redner? Entsprangen die lautstark
vorgetragenen Anklagen stets auch einer edlen Gesinnung?

Die Mutter von Johanna F., Elsa Santo, war vom 24. November 1944
bis zum 28. April 1945 als politisch Verfolgte im Frauen-Konzentrationslager
Ravensbrück inhaftiert. Eine Wiedergutmachung hat sie als Opfer des
Faschismus trotz ihrer Anträge und Eingaben an die zuständigen Behörden
im Land Baden-Württemberg nie erfahren. Aktenunterdrückung und
Rechtsbeugung haben jegliche Wiedergutmachung verhindert. Dieter Wiefelspütz
(MdB), Innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion,
fasst sein Unverständnis und seine Empörung über die Vorgehens weise der
Behörden gegenüber Johanna F. in einem Schreiben vom 8. September
2000' in folgenden Worten zusammen:

„Ihr Schicksal und das Ihrer Mutter haben mich tief berührt und Ihr
Leidensweg durch die bundesdeutsche Gerichtsbarkeit erfüllt mich mit
Zorn und gleichzeitig mit Ohnmacht."

Nachfolgend eine Dokumentation zu dem Schicksal von Frau Elsa Santo
und ihrer Tochter Johanna.

Elsa Santo heiratet einen Brauereibesitzer

Am 4. Juni 1906 wird Elsa Santo in Grafenhausen/Ortenau geboren. Ihre
Eltern sind wohlhabende Bauern, die ihrer einzigen Tochter etwas „Besseres
" wünschen. Sie schicken sie nach Abschluss der Volksschule in ein
hauswirtschaftliches Internat.

Danach lässt sich Elsa Santo im Hotel „Laubfrosch" in Freiburg zur Köchin
ausbilden. Bei einer Festlichkeit im Hotel wird ein Brauerei- und
Gaststättenbesitzer von der Schwäbischen Alb auf die junge Frau aufmerk-


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