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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 445
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Im KZ geschunden, unter Aktendeckeln begruben

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und ihre Bedienung die in der Brauerei und im landwirtschaftlichen Familienbetrieb
beschäftigten polnischen Zwangsarbeiter mit dem gleichen Essen
und Trinken versorgen wie die deutschen Arbeitskräfte. Einzelne Gäste
drohen Frau Link, sie wegen ihrer Nazi-Gegnerschaft und Abhörens ausländischer
Sender anzuzeigen.2

Bald darauf kommt es zwischen den Eheleuten zur Trennung. Die
Scheidung erfolgt im Mai 1941.

Elsa Santo verliebt sich in einen Polen

Elsa Link nimmt wieder ihren Mädchennamen „Santo" an und arbeitet auf
dem Bauernhof ihrer Eltern in Grafenhausen. Um den Abgabeverpflichtungen
des NS-Reichsnährstandes nachkommen zu können, wird der Bauernfamilie
Santo ein polnischer Zwangsarbeiter zugeteilt. Wladislaw Maslyk,
geboren am 11. September 1909 in Glinik-Karzewski/Polen, genießt Fami-
lienanschluss; er ist ein fleißiger Mann mit guten Umgangsformen.3 Elsa
Santo, einzige Tochter des Bauernehepaars Berthold Santo/Frieda Santo,
verliebt sich zum ersten Mal in ihrem Leben. Über Monate hinweg können
Wladislaw und Elsa ihre Beziehung verbergen, bis Elsa ein Kind erwartet.

Aus Angst vor dem Rasseschandegesetz und der Befürchtung, dass sie
in Schutzhaft genommen und Wladislaw zur „Sonderbehandlung" abgeführt
, d.h. erhängt oder erschossen werden könnte, flieht Elsa Santo im
Oktober 1942 nach Polen.4 Die Vorstellung, im Elternhaus von Wladislaw
Zuflucht zu finden und nach dem Krieg den Vater ihres Kindes heiraten zu
können, erfüllt sich für Elsa Santo nicht. Der Vater von Wladislaw ist von
den deutschen Soldaten ermordet worden und die Mutter wegen ihrer jüdischen
Abstammung nach Frankreich geflüchtet. Dennoch bleibt Elsa in
Polen.

Durch Zufall erfährt Elsa Santo, dass der frühere Bürgermeister von
Möhringen, ihrem Wohnort zur Zeit ihrer Ehe mit Hans Link, als Landeskommissar
in Wlodawa in Polen im Einsatz ist. Es gelingt Elsa Santo, mit
Unterstützung dieses Mannes in Wlodawa eine Gaststätte, das „Deutsche
Haus", eigenverantwortlich mit polnischem Personal zu führen.

Elsa Santo wird denunziert - Verhaftung des Polen Maslyk

Am 1. März 1943 bringt Elsa Santo in Wlodawa, Kreis Cholm (Distrikt
Lublin), das Mädchen Johanna zur Welt. In einem Brief an ihre Eltern berichtet
Elsa Santo, einen Säugling, ein Mädchen, gefunden zu haben, welches
sie adoptieren wolle. Die Briefneuigkeit bleibt in Grafenhausen nicht
lange geheim. Die Dorfbewohner schweigen jedoch, obwohl sie die Wahrheit
ahnen. Eine nahe Verwandte nutzt die Gelegenheit. Sie erzählt den örtlichen
NS-Behörden von dem Verhältnis zwischen Elsa und dem polni-


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