Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 448
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0448
448

Gerhard Finkbeiner

Am 20. Juli 1944 verlässt Elsa Santo Wlodawa, da die russischen Truppen
rasch nach Westen vordringen und Polen besetzen. Frau Santo flüchtet
mit ihrer knapp 18 Monate alten Tochter Johanna nach Jena/Thüringen.
Dort findet sie am 18. Oktober 1944 bei der Familie Erich und Maria Sich-
ting, Spitzenweg 29/11, ein Zimmer. Da Elsa Santo aus Angst, von den
deutschen Behörden aufgefunden zu werden, ihren neuen Wohnsitz nicht
anmeldet, hat sie auch keinen Anspruch auf Lebensmittelkarten. Sie
schreibt nach Hause und bittet ihre Mutter um die Zusendung von Lebensmitteln
. Aufmerksam registriert die Gestapo den Postverkehr und erfährt
so den neuen Aufenthaltsort von Elsa Santo.

Mit der Häftlingsnummer 95137 im KZ Ravensbrück

Am 22. November 1944 wird Elsa Santo überraschend von der Geheimen
Staatspolizei in der Wohnung der Familie Sichting verhaftet. Ein Haftgrund
wird ihr nicht genannt. Frau Sichting fragt den Mann und die Frau
von der Gestapo, was gegen Elsa Santo vorliege. Sie bekommt zur Antwort
, dass der Haftgrund schon lange Zeit zurückliege, sie (Frau Santo)
möge sich nur daran erinnern.

Die Gestapo erklärt weiter, dass für das Kind schon eine „andere Unterbringung
" vorgesehen sei. Frau Sichting und ihr Mann, welcher gerade auf
Fronturlaub zu Hause ist, bestehen jedoch darauf, dass das Mädchen
Johanna dableibe, bis Frau Santo zurückkommt.

Weinend und schweren Herzens nimmt die Mutter von ihrem Kind
Johanna Abschied. Niemand ahnt, welch ein Leidensweg Elsa Santo bevorsteht
.

Zuerst kommt Frau Elsa Santo in Weimar, dann in Halle und in Berlin
nach stundenlangen Verhören in Haft und wird schließlich am 24. November
1944 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verbracht. Frau
Santo erhält die Häftlingsnummer 95137, wird mit dem Roten Winkel als
politischer Häftling gekennzeichnet und im Block 32 bei den politisch Verfolgten
untergebracht.

Elsa Santo wird im Außenkommando „Straßenbau" eingesetzt - im Sinne
von „Vernichtung durch Arbeit". Um Verschnaufpausen zu verhindern,
lassen die KZ-Aufseherinnen ihre scharfen Hunde auf die Gefangenen los.
Elsas Beine sind bald voller Bisswunden. Als Frau Santo eines Tages zusammenbricht
und danach zur schweren körperlichen Arbeit nicht mehr
taugt, werden an ihr medizinische Experimente vorgenommen. Elsa Santo
wird Kälte- und Hitzeschocks ausgesetzt. Infolge von Injektionen ist ihr
Körper bald von zahlreichen eiternden Wunden bedeckt.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0448