Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 455
(PDF, 123 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0455
Im KZ geschunden, unter Aktendeckeln begraben

455

Nach 1945 wurden die
Verbrechen einzelner Aufseherinnen
des Frauen-KZ Ravensbrilck
juristisch geahndet.
In Elsa Santos Unterlagen fand
sich u. a. obiger Zeitungsausschnitt
. Den Zeitungsbericht
versah Elsa Santo mit
nachfolgender handschriftlicher
Anmerkung betr. der SS-Aufseherin
Greta Brösel: „hat mich mit
einem Stock geschlagen "
(Prügelstrafe, d. h. 25 oder mehr
Stockhiebe auf das nackte Gesäß,
war im KZ Ravensbrück bei
kleinsten Verstößen gegen eine
sehr willkürlich ausgelegte
Lagerordnung an der
Tagesordnung.)

| Erlleo Rvxhsnnjw

Zum Tode
vertirteiite Frauen

Im Jährt 1939 wird dicht an einem der vielen
Seen Meyenburgs mit dem Bau einer Barackenstadt
begonnen, in der weibliche Schutzhäft-
3 i n g e aus Deutschiard und allen europäiscl'en
Ländern Aufnahme finden sollen. Das FKL
Ravensbrück. D*< Gefangenen kultivieren in
mühseliger Arbeit das Moor, bauen Häuser
und Straßen, verrichten schwerste Transportarbeiten
; werden von Aufseherinnen und SS-
Männern. . blutig geschlagen, von Hungen zerfleischt
, Tiungern und frieren. Fleck- und Baucb-
typhus, Tuberkulose, Hunger und Kälte fordern
Zehntau.sende von Todesopfern. 1944 wird Ravensbrück
zum Vernichtungslager: in wenden
Wochen wandern 6000 Frauen tot und lebendig
in Gaskammern und Krematorium.

Die Schuldigen standen fetzt in Hamburg vor
Gericht. Sie wurden veran-wortlich gemacht für
das Sterben von 80000 Frauen und Kinde
r n 1 133 000 waren durch das Lager gegangen
, mehr als die Hälfte ließen dort ihr
!.eben. Was haben die zum Tod durch den
Strang verurteilten fünf Frauen damit zu tun
gehabt? Sehr viel. Die 26jährire Oberaufseherin
Dorothea Binz hat de Häfilinee blut;g
geschlagen, Hunde auf sie gehetzt, ihnen persönlich
bis zu 75 Stock Schlägen verabrefcM.
«skrupellos teilgenommen an F.rschießunsen. D?e
über 60 Jahre alte Oberschwester EÜsabetn
Marchall, d!e Allgewaltige der Krankejrcviere.
verweigerte Tuberkulosen Medikamente und Nah-
rung, ließ Irrsinnige zu Tode quäken, sucht tausende
von Opfere für Vergasung nnd Krematorium
persönlich mit aus. Dasselbe, tat die
SS-Aufseherin Greta^JjÖsel,

Anstatt der dringend erwarteten Entschädigung wurde mir dann völlig
überraschend der Bescheid vom 5.10.1951 zugeschickt und der Haftgrund
allein auf den Umgang mit dem Zivilpolen nach den mir vom Amt in den
Mund gelegten Angaben hingestellt, was nicht entschädigbar sei. Erst nach
Zugang dieses Bescheides vom 5.10.1951 bin ich mir über den Inhalt der
zweifelhaften Anhörung vom 28.8.1951 bewußt geworden und habe die
Klage eingereicht..."

Verfahrensakte nicht mehr auffindbar

Die Justiz lässt sich viel Zeit. Die erhobene Klage wird von der Justizbehörde
mit dem Aktenzeichen „AR" versehen und als allgemeine Rechtssache
behandelt. Wiedergutmachungsverfahren mussten aber gemäß § 45
Abs. 2 Bad. Entschädigungsgesetz als beschleunigtes Verfahren behandelt
werden und waren nicht, wie geschehen, mit dem Aktenzeichen „AR" zu
versehen, sondern mit dem Aktenzeichen „Cw".

Auf diese Weise wurde ein Gerichtsverfahren verhindert, das spätestens
im November 1952 als beschleunigtes Verfahren hätte abgeschlossen werden
müssen.


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