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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 499
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Johann Gottfried Tulla und die Korrektion des Oberrheins

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Also wurde Tulla auf Kosten des Markgrafen für die Reise „equipiert".
Der Architekt Arthur Valdenaire, Tullas erster Biograph, resümiert: „Er
kaufte sich bei Jud Mödlin einen Überrock, eine Weste und Hosen für 20
Gulden, bei Jud Levi eine zu seiner Uniform passende Weste und Hose für
11 Gulden, für 10 Gulden einen Koffer, eine Uhr für 21 Florinen, außerdem
eine Reihe Bücher: Anfangsgründe der reinen Mathematik, Bürgerliche
Baukunst, Praktische Geometrie, Ausmessungen großer Wälder, Vegas
Logarithmische Tafeln, Messkunst auf dem Felde, Abt Bossuls Hydrodynamik
, Böckmanns Abhandlung über die Kegelschnitte und Wucherers Mathematik
. "

Noch einmal sind diese Bücher aktenmäßig aufgetaucht: als sie nach
dem Tod des ohne Leibeserben gestorbenen Tulla versteigert wurden.

Im Juni 1792 traf Tulla nach einer mehrtägigen Reise mit der Postkutsche
in Gerabronn ein. Zwischen dem Karlsruher Kammerkollegium und
Professor Langsdorff war inzwischen ein Lehrvertrag ausgehandelt worden
: Mechanik, Hydrostatik, Hydraulik, Differential und Integral ...

Als Honorar hatte Langsdorff 27 Gulden pro Monat gefordert, Kost und
Logis gab's im Hause: „Der Lehrling bekäme seine eigene Stube, Bett und
zugehöriges Weißzeug, Tisch und einige Stühle, Handtuch, Holz und Licht.
Ein Kommod müsste er hier sich machen lassen. Morgens bekäme er Kaffee
, nachmittags gleichfalls, über den Mittagstisch einen Schöpfen Bier,
beim Abendtisch einen Schöpfen landüblichen Wein. Außer der Zeit, Brot,
so viel er begehrt, aber ohne Butter, weil ich kein Vieh halte. Er speiste mit
meiner Familie an einem Tisch, nicht schlechter, aber auch nicht besser als
ich selbsten, dürfte keine Unzufriedenheit blicken lassen, allenfalls er besser
zu leben gewohnt gewesen wäre. "

Nein, das war Tulla sicher nicht. Sein Bruder im Übrigen, Karl Christoph
Wilhelm Tulla, hat eine ganz andere Laufbahn eingeschlagen, er wurde
Gastwirt auf dem „Darmstädter Hof in Karlsruhe. Johann Gottfried
muss vorerst mit dem Schoppen Bier beim Mittagstisch vorlieb nehmen.
Als exakter Naturwissenschaftler hatte Professor Langsdorff für die Karlsruher
Behörden, deren kritische Pingeligkeit er wohl spürte, im Punkte
„Verpflegung" die Fußnote hinzugefügt: „ Wegen der Unbestimmtheit des
Kannenmaßes füge ich hinzu, daß hier der Schoppen der vierte Teil eines
Maas ist und daß ein Maas zweieinhalb Pfund wiegt. "

Aus den Berichten und Briefen, die von Gerabronn aus nach Karlsruhe
gehen, erfährt man aber auch, dass Tulla dabei ist, sein Thema, sein eigentliches
Gebiet zu finden, den Wasserbau. Im März 1793 berichtet er:

„Mit den hydraulischen Wissenschaften werde ich nächstens den Anfang
machen nach einem von Herrn Rat Langsdorff selbst geschriebenen
Werk, welches aber noch nicht gedruckt ist. Dieses Werk macht ohnstreitig
allen bisherigen hydraulischen Schriften den Rang streitig, es enthält alles
Neue, was in dieser Wissenschaft in Französisch und deutscher Sprache er-


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