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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 503
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Johann Gottfried Tulla und die Korrektion des Oberrheins

503

nigliche großbritannische Admiralität. Abgesegnet vom Markgrafen und
vermittelt durch eine Hamburger Agentur. Tulla schreibt (1799):

„Die Schwierigkeit, bei konträrem Wind und Strom auf der See und auf
Flüssen zu segeln, veranlaßte mich, auf eine Einrichtung zu denken, durch
welche man in den Stand gesetzt wird, dem Strom und dem Wind in gerader
Richtung entgegen zu fahren ... Die Theorie dieser neuen Einrichtung eines
Schiffes beruht auf mathematischen Lehren und ist daher ebenso wahr
als diese.

1. Kann ein solches Schiff zur Ein- und Ausführung großer Schiffe in
Seehäfen bei konträrem Wind, indem das zuführende Schiff an ersteres angehängt
wird, gebraucht werden, weil man des Lavierens überhoben ist.

2. Kann dieses Schiff als Postschiff bei konträrem Wind und Strömung,
und

3. auf Flüssen zur Führung mehrerer Frachtschiffe und großer Flöße
mit dem größten Nutzen gebraucht werden.

Nach einer von mir angestellten Berechnung können auf dem Rhein, dessen
Geschwindigkeit per Sekunde 5 englische Fuß beträgt, wenigstens
5 Frachtschiffe, von welchen sonst jedes 4 bis 5 Pferde erfordert, mit einer
Geschwindigkeit von 2 Fuß per Sekunde gegen den Strom geführt werden,
und ich sage nicht zuviel, wenn ich behaupte, daß unter gewissen Umständen
auch 8 solcher Frachtschiffe geführt werden können."

Leider verrät Tulla weder der britischen Admiralität noch uns das Geheimnis
seines Dampfbootes. Bei der Admiralität fragt er lediglich an,
welche Belohnung ihm für die Eröffnung seiner Erfindung ausgeworfen
werde. Vielleicht hüten die Briten das Geheimnis bis heute!

Zwei Jahrzehnte später aber fuhren dann die ersten Dampfschiffe auf
dem Rhein - englische Dampfer. Aber da war aus dem glücklosen Dampfboot
-Erfinder längst eine Wasserbau-Kapazität geworden. 1825 erschien in
der Karlsruher Hofbuchdruckerei C.F. Müller eine reclamgroße Broschüre
mit dem Titel: „Über die Rektifikation des Rheins von seinem Austritt aus
der Schweiz bis zu seinem Eintritt in das Großherzogtum Hessen. Von Johann
Gottfried Tulla, Großherzoglich Badischem Oberst und Oberwasser-
und Straßenbaudirektor, Ritter des Kaiserlich Russischen St. Wladimir-
und des Königlich Bayerischen Ordens der Krone."

Man sieht, die Investitionen des ehemaligen Markgrafen, der dann zum
Kurfürsten und schließlich noch zum Großherzog geworden war, die Investitionen
in den mittellosen Eleven Tulla haben sich bezahlt gemacht. Aus
dem Hauptmann Tulla ist 1808 ein Major, 1814 ein Oberstleutnant, 1817
ein Oberst geworden und in einem Brief gesteht er einem Freund und Kollegen
, dass er ganz gern auch noch General würde. Das war ihm nicht vergönnt
, dafür aber ist er mit der so genannten Rektifikation des Oberrheins
eine historische Gestalt geworden. Jahrzehntelang, sein ganzes Berufsleben


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