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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 506
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Hermann Ebeling

Bistümern Worms und Speyer abgesehen) Frankreich und die Kurpfalz.
Auf dem rechten Ufer aber hatten acht verschiedene Herrschaften ihr Territorium
: das Hochstift Basel, dann kam die Markgrafschaft Baden, dann ein
Stück Vorderösterreich, ein bisschen Reichsritterschaft, nassauisches Gebiet
, das Hochstift Straßburg, Hanau-Lichtenberg zu Hessen gehörig, dann
wieder die Markgrafen, das Bistum Speyer und schließlich, bis nördlich
von Mannheim, die Kurpfalz.

Man muss kein Wasserbauer, kein Historiker und kein Regionalpolitiker
sein, um sich auszumalen, wie Deich- und Dammbau am Rhein betrieben
wurde: jede Herrschaft versuchte ihr Land, ihr Stückchen Rheinufer zu
schützen, nach einem abgewandelten Sankt-Florians-Frinzip: verschon'
mein Land, überschwemm' anderswo, flussabwärts oder auch auf der anderen
Uferseite. Und natürlich ging es auch um Hoheitsrechte; um Jagd
und Fischfang: wo war die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich?
Wem gehörten die Rheininseln? Tulla hat sie gezählt: Zwischen Hüningen
und Wittenweyer 1225, zwischen Wittenweyer und Kehl 404, zwischen
Kehl und Murgmündung 526, zwischen Murgmündung und hessischer
Grenze 63.

Summa summarum 2218 Rheininseln. Und im Jahr darauf waren es ein
paar Dutzend mehr oder ein paar Dutzend weniger. An der Unzahl der Inseln
hatte sich 1812 nicht viel geändert. Politisch aber sah die Oberrheinlandschaft
ganz anders aus. Den Löwenanteil am rechten Ufer hatte das
Großherzogtum Baden bekommen, den Rest das Großherzogtum Hessen.
Linksrheinisch gab es vorerst nur noch das Kaiserreich Napoleons. Günstige
Zeiten also für Tulla und die badische Wasserbauverwaltung: Es kam
darauf an, die Stunde zu nutzen.

Jetzt zeigte es sich aber auch, welch kluge Voraussicht es gewesen war,
dass man Tulla einige Jahre zuvor nach Paris geschickt hatte. Tulla selbst
hatte immer wieder auf einen solchen Studienaufenthalt gedrängt - einmal,
um die französische Sprache zu lernen, zum anderen, weil technische Studien
in Frankreich weitaus fortschrittlicher organisiert waren als in
Deutschland. Vor allem die während der Revolutionsjahre gegründete Eco-
le Polytechnique garantierte ein Höchstmaß an theoretischer und praktischer
Ausbildung. 1801 trat Tulla die Reise an. Einen Aufenthalt in Straßburg
nutzte er, um bei den französischen Ingenieuren Bedenken wegen der
höheren Fließgeschwindigkeit nach einer Begradigung des Rheins auszuräumen
. Umfangreiches Datenmaterial hatte Tulla auf die Reise mitgenommen
. In Paris kam er in die administrative Obhut des badischen Gesandten
Reitzenstein, der freilich anderes zu tun hatte, als einem jungen Ingenieur
die Wege zu ebnen: es ging in diesen Jahren in Paris um den großen europäischen
Länderschacher, aus dem das Ländchen Baden ja dann auch nach
den üblichen Schmiergeldzahlungen als Großherzogtum hervorgegangen
ist. So musste ein Tulla natürlich knapp gehalten werden; die Finanzbehör-


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