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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 509
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Johann Gottfried TuUa und die Korrektion des Oberrheins

509

licher Name wie auch der der ganzen Flußbau-Inspektion, so lange eine
Ader sich in dem Körper eines Eggensteiners schlägt, ohnvergeßlich sein."

Wenige Jahre später, 1824, kam es am Oberrhein zu einer Hochflut mit
vielerorts verheerenden Folgen. Verschont blieben die sonst häufig überschwemmten
Niederungen bei Neuburgweier und Knielingen. Das über-
schwängliche Lob der Eggensteiner für TuUa war wohl verdient.

Verdient gemacht hat sich Tulla aber nicht nur um die Dörfer und ihre
Bewohner am Oberrhein. Sein Aufgabenbereich ging weit über den eigentlichen
Wasserbau hinaus. Das Verkehrswesen eines ganzen Staates war
aufzubauen und zu organisieren. Das begann etwa bei dem für uns heute
selbstverständlichen System der Maße und Gewichte. Cassinone zieht eine
Bilanz: „In den zum Großherzogtum Baden zusammengefügten Landesteilen
waren bis dahin gebräuchlich: der badische Fuß, der Mannheimer, der
rheinländische, der Nürnberger, der bayerische Fuß, der allgemeine Fuß
zu 3/10 Meter und das Meter, die Röttier Ruthe, die Badenweiler, Hochber-
ger, Badisch-Unterländer, Bruchsaler, Pfälzer, Rheinländer und allgemeine
Ruthe, ferner der Röttier, Badenweiler und Hochberger Juchert, Bruchsaler
und Pfälzer Morgen, der neue französische, der allgemeine und der
Rheinländer Morgen."

In der Kommission, die das neue einheitliche Maß- und Gewichtssystem
ausarbeitete, hatte auch Tulla seinen Platz. Er war gelernter Geometer und
kannte natürlich die Vorteile des in Frankreich eingeführten Dezimalsystems
. So gelang es ihm, gegen allerlei andere Vorstellungen, als Längeneinheit
den „Dezimalfuß" durchzusetzen, der drei französischen Dezimetern
entsprach, so dass die Umstellung auf das metrische System später
leichter vollzogen werden konnte.

Johann Peter Hebel hat in seinem Kalender, dem „Rheinischen Hausfreund
" 1812 eine „Standrede des Adjunkten über das neue Maß und Gewicht
" veröffentlicht. Da versucht er seine Landsleute für die Neuordnung
zu erwärmen: „Ist nicht in Frankreich das zehnteilige Maß und Gewicht
von einem Meer bis zum andern schon lange im Wert in allen Rechnungen,
und wer in Zukunft über den Rhein hinüber einen Verkehr hat nach Hüningen
, nach Kolmar oder Strasburg, nach Speyer, Worms oder Mainz, oder
wer auf seinem Handwerk in die Fremde geht bis nach Burgliber hinein
oder Plobsheim oder Hagenbach oder Oggersheim oder gar nach Paris
und hat etwas mit ihnen abzurechnen, der wird bald mit ihnen zurechtkommen
. Einem Württemberger oder Bayer wird's nicht so gut. "

Der geneigte Leser hat sicher gestutzt bei „Burgliber". Noch nie gehört!
Wo mag das liegen? Burgliber ist Bourglibre und Bourglibre ist Saint-
Louis an der Schweizer Grenze, das die Revolutionäre umgetauft hatten,
um nicht an ihre Könige erinnert zu werden, die ja fast alle Ludwig geheißen
hatten. Ein paar Kilometer weiter, in Basel, saß derweil Tulla als „artistisches
" Mitglied in der so genannten Grenzberichtigungskommission.


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