http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0532
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Ingrid Hahn
Wiederaufgebaute Mühle
mit Privatvilla
Die Mühle spielte im Leben der Willstätter eine wesentliche Rolle. Sie war
Arbeitgeber für viele Müller, Fuhrleute und Handwerker der verschiedensten
Branchen.
Jeden Morgen fuhren die hochbeladenen Mehlwagen nach Straßburg,
um abends mit Weizen beladen der Mühle neues Arbeitsmaterial zu bringen
. Auch das Renchtal und die Lahrer Gegend gehörten zum Geschäftsbereich
der hiesigen Kunstmühle (Kunstmühle = privilegierte Bezeichnung
für ein modernes Mühlenwerk).
In der Nacht vom 30. September Ii. Oktober 1888 riss ein Großfeuer die
Dorfbewohner aus ihrem Schlaf. Der Schreckensruf „die Mühle brennt"
ging durch das ganze Dorf. Vergeblich versuchte die Bevölkerung den
Brand zu löschen. Es wurde eine Menschenkette bis zur Kinzig gebildet,
um mit Eimern, die von Hand zu Hand gereicht wurden, den Brand zu löschen
. Eine Feuerwehr gab es in jener Zeit noch nicht im Ort.
Die Mühle samt Privatvilla brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die
Funken flogen durch das ganze Dorf bis nach Legelshurst. Sie durchlöcherten
die zum Trocknen aufgehängte Wäsche.
12.000 Zentner Getreide verbrannten. Der Gebäudeschaden betrug
325.000 Goldmark.
Mit dem Schutt der Mühle wurde der Garten der Villa Scheer, der durch
den Wallgraben des ehemaligen Schlosses tiefer lag, aufgefüllt. Nur unter
größter Mühe konnten später in diesem Garten wegen des Bauschutts Bäume
gepflanzt werden.
Neubeginn
Kraus ließ ein neues, modernes Mühlenwerk mit dem ersten elektrischen
Licht in der ganzen Umgebung erbauen. Nur der große Straßburger Hauptbahnhof
verfügte bereits über elektrisches Licht. Die neue Mühle wurde in
je einem vier- und sechsstöckigen Trakt wieder aufgebaut. Das Walmdach
wurde durch ein Flachdach ersetzt.
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