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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 567
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Ehemaliges Spatwerk Ohlsbach

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Die Lampen gaben dann mehrere Stunden Licht in den dunklen Stollen
und Schächten.

Während der ganzen Zeit des Abbaus, der nicht ungefährlich war, ist
nur ein einziger Mann ums Leben gekommen. Es war Karl Benz. Er wurde
bei einer Sprengung im Stollen 1943 schwer verletzt und starb später im
Krankenhaus in Offenburg.

Zu seiner Beerdigung haben die französischen Kriegsgefangenen einen
Kranz übergeben; an der Trauerfeier durften sie nicht teilnehmen.

Ein Teil der Arbeiter lebte in Baracken direkt am Spatwerk.

Jakob Forster, der Betriebsführer, wohnte mit seiner Frau auf dem
Brandeck-Lindle, bis ihm der Weg zum Spatwerk zu lang erschien und er
mit seiner Frau auf den Müllerhof umzog. Der Hund vom Müllerhof bellte
schon früh, wenn er Forster mit seinem lauten Motorrad das Tal hochfahren
hörte.

Mit Pferden wurde das Holz zu den Stolleneingängen gezogen, um damit
die Decke der Stollen zu stützen. Manchmal, wenn den Pferden die
Kraft ausging, wurden Ochsen zum Holzziehen eingesetzt.

Nachdem man im Stollen gesprengt hatte, wurden die Steinbrocken mit
Loren ans Tageslicht geschoben. Der Schwerspat wurde dann in der
Waschanlage gereinigt und anschließend von anderen Steinen getrennt, um
ihn danach auf Lastwagen verladen zu können.

Der Verdienst im Spatwerk war zu damaliger Zeit nicht üppig. Ein
Mann verdiente ca. 1,65 RM pro Stunde.

Die Grube litt entsprechend einem Vermerk vom 4.8.1939 unter starkem
Arbeitskräftemangel, da von den 40 Arbeitern 11 nicht zur Arbeit erschienen
. Ein Teil war angeblich mit Erntearbeiten befasst, der andere Teil feierte
willkürlich.

Wenn eine Ansprache von Adolf Hitler im Radio übertragen wurde,
durften die Bergleute ihre Arbeit unterbrechen und zuhören.

Die Arbeiter hielten sich oft am Müllerhof auf, dort kosteten sie gelegentlich
beim Vespern auch den guten Most.

In der damaligen Zeit wurde die Arbeit im Spatwerk als Ersatz für den
Wehrdienst anerkannt, denn das Spatwerk hätte ohne die Fachkräfte schließen
müssen. Es war ein kriegswichtiger Betrieb.

Der Einsatz von russischen Kriegsgefangenen wurde vom Bergamt
Karlsruhe abgelehnt, da dies mit den behördlichen Bestimmungen nicht
vereinbar sei.

Jeden Tag transportierten zwei Lastwagen, welche meistens von Elsäs-
sern gefahren wurden, das aufbereitete Material nach Frankreich. Es wurde
dort in der Papierindustrie verwendet. Fuhrbetrieb Eugen Braun aus Ohlsbach
organisierte die Fahrten.

Die Arbeiter konnten mit den Lastwagen bis nach Offenburg mitfahren,
um dort Einkäufe zu erledigen. Die Landwirte von Hinterohlsbach gaben


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