Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 586
(PDF, 123 MB)
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586

Rezensionen

Eva Mendelsson/Martin Ruch (Hrsg.):
Sylvia Cohn, 1904-1942. Gedichte und
Briefe. Mit einem Beitrag von Ursula
Flügler, Norderstedt: Books on De-
mand 2004,179 S., SW-Abb.

Die Erforschung der Geschichte der
jüdischen Bürgerinnnen und Bürger Of-
fenburgs wurde und wird im Wesentlichen
durch die zahlreichen Publikationen Martin
Ruchs geprägt. Mit dem vorliegenden
Buch, einem weiteren wichtigen Mosaikstein
hierzu, wird der aus Offenburg stammenden
, von den Nazis ermordeten Sylvia
Cohn (1904-1942) aus Anlass ihres 100.
Geburtstages ein ehrendes Denkmal gesetzt
. Als Grundlage diente der Nachlass
Sylvia Cohns, der sich im Besitz ihrer
heute in England lebenden Tochter Eva
Mendelsson befindet und dessen Inhalt
die Mutter vor allem auch als ebenso bemerkenswerte
wie unentdeckte Autorin
ausweist. Diese in Buchform erschienene
Ehrung Sylvia Cohns wird man als die
überzeugendste Publikation ansehen müssen
, die Ruch in den letzten Jahren in Eigeninitiative
veröffentlicht hat. Vermittelten
frühere Bücher bisweilen einen inhomogenen
Eindruck, überzeugt das Buch
über Sylvia Cohn gerade durch seinen
klaren thematischen Fokus auf das Leben
und Werk einer heute fast vergessenen Offenburger
Persönlichkeit. Ruch selbst gibt
einen Überblick über die Biographie der
am 5. Mai 1904 in Offenburg geborenen
Sylvia Cohn (S. 15-29). Schon als Schülerin
verfasste Sylvia Cohn Gedichte:
„Ein unschuldiger Zauber liegt über dieser
Kinder- und Jugendwelt", so der Herausgeber
. In späteren Jahren setzte Sylvia
Cohn diese Leidenschaft fort, u. a. im Kulturbund
Deutscher Juden. Während ihr
Ehemann im Mai 1939 noch nach England
ausreisen konnte und dadurch das
NS-Regime überlebte, musste Sylvia
Cohn nach dem Kriegsausbruch mit ihren
drei Töchtern gezwungenermaßen in
Deutschland bleiben. Ihr weiterer Lebenslauf
weist auf die Frage, weshalb viele
Mitglieder der Offenburger jüdischen Gemeinde
- so auch Sylvia Cohn und ihre
Töchter - nach dem Kriegsbeginn gerade
im weit entfernten München Zuflucht
suchten. Hat es vielleicht dorthin besondere
Beziehungen gegeben? Während die
älteste Tochter Esther weiter in München
blieb, kehrte Sylvia Cohn mit ihren beiden
jüngeren Mädchen Miriam und Eva
bald wieder nach Offenburg zurück. Alle
drei waren deshalb unter den Offenburger
Juden, die am 22. Oktober 1940 aus ihrer
Heimatstadt nach Südfrankreich deportiert
wurden. Viele ihrer Schriften musste
Sylvia Cohn in Offenburg zurücklassen,
sie wurden von ihrer nichtjüdischen Haushälterin
gerettet und später ihrem Ehemann
übergeben. Vom Lager Rivesaltes
aus wurde Sylvia Cohn im September
1942 in das Vernichtungslager Auschwitz
verschleppt und dort nach wenigen Tagen
ermordet. Sie war zu diesem Zeitpunkt
38 Jahre alt. Der biographischen Einleitung
Martin Ruchs folgt eine einfühlsame
Beschreibung des lyrischen Werks der
Schriftstellerin durch Ursula Flügler (S.
31-38). Ihr ist unumwunden zuzustimmen
, wenn sie in Sylvia Cohns nunmehr
veröffentlichten Texten ein außergewöhnliches
„Vermächtnis" (S. 32) sieht. Eben
diese Texte bilden schließlich auch den
Hauptteil des Buches: „Frühe Gedichte
1919-1933", „Gedichte 1933-1940",
„Gedichte 1940- 1942", ein Kapitel mit
„ausgewählten Briefen" aus den Jahren
1938 bis 1941 sowie abschließend die beiden
Theaterstücke „Esther" von 1935 und
„Ahasverus" von 1937. Sylvia Cohns literarische
Werke zu kommentieren, dürfte
an dieser Stelle kaum angebracht sein,
sind sie doch ihr persönlicher künstlerischer
Ausdruck und sollten in ihrer Individualität
und Eindringlichkeit auch als
solche auf die Leser wirken. Zum Vorschein
kommt eine empfindsame und im
Laufe der Jahre immer nachdenklicher,
melancholischer sich äußernde Persönlichkeit
. In den publizierten Briefen an die
ältere Schwester Hilde sowie an das befreundete
Ehepaar Neu aus den Jahren der


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