Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 33
(PDF, 120 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0033
Webers Hände: Wirken und Wirkungen des „ Wunderheilers von Schutterwald"

33

agieren.95 Harald Wiesendanger, ein profunder Kenner der gegenwärtigen
Heilerszene, unternimmt hingegen eine Differenzierung in drei charakteristische
Heiler-Typen: Neben dem schon oben erwähnten traditionellen Heiler
lässt sich seit dem Beginn der Esoterikwelle in den siebziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts der Typus des esoterischen Heilers beobachten,
der sich seine Fähigkeiten im Lauf seiner Auseinandersetzung mit verschiedenen
- meist fremden - kulturellen und spirituellen Systemen angeeignet
hat und häufig eine Vielzahl verschiedener Techniken und Therapeutika
anwendet, die er sich individuell auf eklektizistische Art zusammengestellt
hat. Den dritten Typus des Heilers sieht Wiesendanger
schließlich im medizinischen Heiler. „Als ausgebildeter Heilpraktiker oder
Arzt, oft auch als jahrelanger beharrlicher Autodidakt verfügt er über mehr
oder weniger profunde medizinische Kenntnisse und Fertigkeiten. Geistiges
Heilen betrachtet er als Bestandteil einer ganzheitlichen energetischen
Medizin." Bei diesem Typus spielen unorthodoxe Methoden häufig nur eine
komplementäre Rolle zu schulmedizinischen bzw. klassisch-therapeutischen
Verfahren.96

Markus Binder und Barbara Wolf-Braun zeichnen aufgrund neuerer Erhebungen
hingegen dezidiert ein „heterogenes Bild" der Heilerszene und
resümieren: „Den typischen Geistheiler, die typische Geistheilerin gibt es
nicht." Ein „sinnvolles Ordnungsschema" sei nur in Annäherung möglich
.97

Versucht man nun, trotz der letztgenannten Zweifel den historischen
Fall Josef Weber in die Palette verschiedener Heiler-Typen einzuordnen, so
scheint er am ehesten Wiesendangers erstgenannten Typus zu verkörpern.
Dem traditionellen Heiler entspricht Webers robust-rustikale Art, verknüpft
mit einem eher schlichten Gemüt sowie seine Herkunft aus einer
niedrigen sozialen Schicht und das Auftreten im ländlichen Umfeld. Für
seine Behandlungen braucht er keinerlei technische Hilfsmittel, er heilt
ausschließlich durch Handauflegen. Darüber hinaus weist Josef Weber
allerdings auch Merkmale auf, die nicht in die von Wiesendanger vorgeschlagene
Charakteristik passen: seine relativ späte „Berufung" zählt ebenso
dazu wie seine geringe Verwurzelung in einem lokalen Kontext, wie
man sie beispielsweise bei den oben erwähnten Vorläufern finden kann.
Weiterhin scheint die Ökonomisierung neu, die zur Gründung von Außenstellen
und zu einer ausgedehnten Reisetätigkeit geführt hat. Man könnte
somit durchaus von einem neuen, modernen Typus eines Geistheilers sprechen
. Allerdings stellt sich die Frage, ob es nicht auch hierfür schon vergleichbare
historische Vorläufer gegeben hat, die den Rahmen der Typologie
Wiesendangers auflösen. Zu denken wäre an den schillernden Typus
des wenig sesshaften, nirgendwo verankerten Heilers, den man in früheren
Zeiten vielleicht auf Jahrmärkten und Schaubühnen finden konnte, an Heilkundige
, die von Marktplatz zu Marktplatz zogen und denen bestenfalls


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0033