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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 44
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Franz Michael Hecht

Die Episode zeigt, welche Vorstellungen man damals bezüglich der
Wundheilung besaß: man stand unter dem Einfluss der antiken Säftelehre
des Hippokrates. Die schädigende Materie sollte aus dem Körper ausgeschwitzt
werden. Das „Pus bonum et laudabile" - „der gute und lobenswerte
Eiter" sollte die Wundheilung bewirken.

Bezüglich der Streitereien unter den Soldaten zog der Ettenheimer Chirurg
Joann Conrad Machleid in seinem Tagebuch im Jahre 1792 folgende
Bilanz: „... eßßein / hier ohngefehr hierin lazereten, und 4 lageren / gestorben
20 mann, 80 mann, ßollen ßich / in 4 lageren muetwiligerweiß erstochen
haben /und verschoßen im duell haben ... ".6-7

Auch die Bevölkerung hatte Schweres zu erleiden: Diebstähle, Handgemenge
, Streitereien und Schlägereien waren an der Tagesordnung. Es kam
zu einer Reihe schwerwiegender Verbrechen: am 16. Oktober 1791 wurde
„ein Wirth zu Cappel von einem Husaren mit einem Meßer im Unterleib
gefährlich verwundet... ".8 Am 4. Dezember 1791 „wurde ein Ettenheimer
Burgers Sohn ... erschossen und soll darüber unter der Burgerschaft lauter
Unwille ausgebrochen seyn. "9

Und wenige Wochen später, am 27.12.1791, kam es zu einem weiteren
schweren Zwischenfall, wodurch „die Bürgerschaft in Euenheim ist auf
das neue aufgebracht: Vorgestern hat einer von der Legion einen Bürgers
Sohn, der in der Hausthür des Wirtshauses zum Engel gestanden, und den
er vor einen andern gesehen, mit dem Säbel in den untern Leib so gestochen
, daß die Gedärme sich gleich aus der Wunde gedränget. An seinem
Aufkommen wird gezweifelt."™ Tatsächlich starb der verwundete Bürgerssohn
am 5. oder 6. Januar 1792, „ohne daß sein Tod oder Begräbniß etwas
ungewöhnliches nach sich gezogen hätte, vermutlich weil jeder nur mit
sich zu thun hat".11

Vor allem die Frauen hatten unter der wachsenden Bedrohung zu leiden.
Im ganzen Oberamt Euenheim beschuldigte man die Soldaten, besonders
die Franzosen, immer wieder Frauen bedroht zu haben. Im Juli 1791 geschah
es, „daß 2 Soldaten ein 12 jähriges Mädchen von Euenheim genothzüchtigt
... ".'2 Im Ettenheimer Oberamt wurden über 30 Frauen durch Soldaten
schwanger.13

Geschlechtskrankheiten

Es waren nicht nur die gewaltsamen Übergriffe der Soldaten, die für die
Mädchen und Frauen eine Gefahr darstellten: Ein aristokratischer Galant,
der es verstand, feine Reden zu führen, konnte den jungen Bauernmädchen
den Kopf verdrehen, und war sicher auch ein begehrenswertes Objekt
weiblicher Wünsche. Und Aristokraten gab es in diesen Tagen in Euenheim
in genügender Zahl! Anfang 1792 befanden sich in den Oberämtern


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