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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 45
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Gesundheitswesen in Euenheim zur Zeil des Kardinals Rohan

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Euenheim und Oberkirch etwa 2.600 bis 2.800 geflüchtete Edelleute und
Soldaten.14 Es waren ihrer so viele, dass viele in ihren Kutschen übernachten
mussten.

Henriette Dietz schrieb in ihrem Tagebuch: Das Mirabeau'sche Regiment
bestand „aus lauter Freiwilligen, meist Edelleuten, die einen großen
Aufwand machten; so kann man sich denken, wie es in dem kleinen Städtchen
Euenheim aussah. Die jungen Franzosen waren meist aus Burgund
oder der Champagne und erhielten anstatt Geld meistens ganze Fässer
voll Burgunder oder Champagner Wein. "'5

Zahlreiche Feste und Tanzveranstaltungen in der Stadt zogen die Jugend
der Umgebung in nicht geringer Zahl an. Aber dieser lustige Lebenswandel
barg auch große Gefahren in sich, insbesondere bezüglich der Ansteckungsmöglichkeit
durch Geschlechtskrankheiten. Der Infektionsmodus
der Geschlechtskrankheiten, insbesondere von Gonorrhoe und Syphilis,
war noch unbekannt; beide Krankheiten wurden oftmals in einen Topf geworfen
. Vielfach glaubte man, die Gonorrhoe sei eine Vorstufe der Syphilis
. Man behandelte die Erkrankten meistens mit Quecksilberkuren.

Freiherr von Blittersdorf schrieb an den Markgrafen von Baden: „Es ist
auch eine Burgerstochter von Kippenheim, die viel ins Lager mit Obst gehandelt
hat, nicht nur schwanger sondern auch venerisch angesteckt und
haben wir befolen, daß sie dieserwegen vom Land Chirurg Oberle unter
Zuziehung einer Hebamme visitirt werden solle und verboten, daß ihre jungem
Schwestern nicht mehr im nemlichen Bette mit ihr schlafen darf."16
Und einen Monat später wurde berichtet: „Die in Kippenheim von venerischem
Uebel angestekt gewesene Weibs Person hat ein dem Ansehen nach
gesundes Kind männlichen Geschlechts gebohren und alle Hofnung, bald
wieder hergestellt zu werden. Wegen des Abscheues der Hebammen mußte
sich der Land Chirurgus der Geburts Hülfe unterziehen. "17

Auch in Euenheim lassen sich Behandlungen mit Quecksilber in den Spitalrechnungsbüchern
nachweisen, ein Hinweis, dass es hier Erkrankungsfälle
gab.

Fleckfieber und Typhus

Durch den Zuzug von Fremden wurden unbekannte, ansteckende Krankheiten
in die Region eingeschleppt: Machleid berichtete ab dem Jahre 1791
mehrfach über „die neuwe langwierige kranckheit"18 Innerhalb eines Monats
verstarben an ihr fünf „guete ehrliche fridliche" Menschen, so zum
Beispiel „ / 797 den 17= ten abril alß am balmßontag, ist / mit allem ver-
ßehen laider gestorben, / an der neüwen langwirigen kranckheit, / Sebastian
schürg ein gueter armer granaten / schleiffer ... hat nur hinder / laßen


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