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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 46
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Franz Michael Hecht

ein bieble von 10 biß 12 iaren".19 Und an anderer Stelle „eßßtarben 3 /
menschen auß einem hauß, an dißer neuen /kranckheit".20

In den Wintermonaten der Jahre 1791, 1792 und 1793 wurden die Soldaten
im Heilbad St. Landelin in Ettenheimmünster einquartiert, sehr zum
Verdruss des dortigen Klosters und der Bevölkerung.21-22 Das Heilbad St.
Landelin in Ettenheimmünster war in den Jahrzehnten zuvor, insbesondere
zwischen 1740 und 1775, ein gerne besuchter, bedeutender Kurort geworden
.23 Im Jahr 1793 kam es in Ettenheimmünster zum Ausbruch von
„Fleck"- beziehungsweise „Faulfieber".

Pater Stöber berichtete darüber: „diese Soldaten brachten mit sich hie-
her das ansteckende Fleck- oder Faul-Fieber. Es war nicht anders als wenn
die Luft von diesem Lazaret ganz vergiftet worden wäre. Aus dem Badhau-
ße dämpfte ein abscheulicher Geruch bis in die Weite aus: und selbst das
Kloster war von diesem Gerüche ganz angefillet, so, daß man genöthiget
war dasselbe alle Tage einigemale mit Wacholder auszuräuchern. Weil zu
viele Soldaten an dieser fürchterlichen Krankheit starben, und der Freythof
zu St Landelin zur Begräbniß derselben nicht mehr hinlänglich war, wurde
ihnen im Anfange des Jahres 1794 auf der Wiese hinder dem Kaufhauße
bei der Brücke ein besonderer Platz zu ihrer Begräbniß ausgestecket, und
geweyhet. Mehrere hiesige Einwohner und auch aus Frankreich ausgewanderte
mußten an dieser Krankheit ihr Leben einbüßen. "24

Ob es sich bei dieser Krankheit um Fleckfieber oder Typhus handelte, lässt
sich heute nicht mehr differenzieren. Beide Krankheiten, eingeschlossen
die Ruhr, haben bezüglich ihrer Krankheitssymptome starke Ähnlichkeiten
und wurden bis in die jüngste Zeit häufig miteinander verwechselt.

Noch unter dem Einfluss der hippokratischen Säftelehre behandelte man
durch „hitzige Curen" (forciertes Schwitzen), durch Aderlässe und Purgieren
(Abführen). Die dadurch bedingten grauenvollen Zustände in den Lazaretten
trugen viel zur hohen Sterblichkeit der Fleckfiebererkrankung bei.
Besonders verhängnisvoll wirkte sich die Zusammenhäufung der Kranken
aus, wobei sich meist drei bis vier Personen, darunter Sterbende und Rekonvaleszenten
, eine gemeinsame Liegestatt teilten.

Im Banne der Miasmalehre, d. h. der Lehre vom krankmachenden Stoff,
der außerhalb des menschlichen Körpers gebildet wird, vermutete man damals
die Hauptquelle des Übels in der Luftverderbnis, die vorwiegend
durch „die fauligen Ausdünstungen" der Kranken und ihrer Ausscheidungen
zustande kam. Deshalb wurde das Fleckfieber auch „Faulfieber" genannt
.

Ganz im Sinne dieser Miasmalehre war die Therapie auch in Euenheim:
Pater Bernard Stöber berichtete, dass man die Gebäude mehrmals am Tag
mit Wacholder ausräucherte. Auch Machleid schrieb in seinem Tagebuch:
„feürg od Rauch=ung wegen der kranckheid od fleck und hizig fieber ßo


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