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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 47
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Gesundheitswesen in Euenheim zur Zeit des Kardinals Rohan

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Erblich ßein ßoll: 1791 den 15:ten may alß an einem ßontag abent / auß
befelch deß lants fürsten, 5 biß 6 / feurer, bey den brinen wo große blaz ist /
angemacht, von Eüchenen und Ruestenen / bengel, den bößen lufft zue reinigen
, / wo von den Doctores erkundiget worden / ist, woher die kranckheit
her kome, / ... und man gibt dem mann, der / dem feür abwartet, und
schürt, 1 ß 4 (pfg) Ion. "25

Beim Stand unserer heutigen medizinischen Kenntnisse ist es klar, dass
diese Räucherungen keinen Erfolg haben konnten. Und doch ist diese
Maßnahme, die keine symbolische, keine magische, sondern eine logisch
durchdachte Handlung darstellt, bereits eine Vorahnung unserer modernen
Desinfektion.26

Medizinische Versorgung in Euenheim

Die medizinische Versorgung der Bevölkerung Ettenheims war unter diesen
Umständen von besonderer Bedeutung. Hierüber geben vor allem die
Spitalrechnungsbücher Auskunft, die ab dem Jahre 1750, allerdings mit
Lücken (es fehlen vollständig die Jahrgänge 1756, 1759, 1779, 1782-1788,
1790-1799), im Stadtarchiv Euenheim erhalten sind, sowie die beiden Diarien
des Ettenheimer Chronisten Joann Conrad Machleid.

Ein altes Zeugnis ärztlicher Tätigkeit in Euenheim ist das Siegel der Ettenheimer
Stadtchirurgen. Im Siegelfeld, das von einem Ährenkranz und
der Umschrift umrahmt wird, befindet sich ein Schild. Er wird von Zierwerk
umrankt. Der Wappenschild im Siegel trägt ärztliche Instrumente,
zwei gekreuzte Skalpelle und ein Klistier. Auf der Helmzier ist ein Pelikan
; seit alter Zeit ist der Pelikan das Symbol sich selbst aufopfernder
Mutterliebe, indem man sagt, er reiße sich die Brust auf und nähre die Jungen
mit seinem Blute. Die Umschrift lautet:„SIGILL(um): CHIRURG(is):
CIVITATIS:ETTENHEIMENSIS:" Nach Meinung von Harden-Rauch und
Furtwängler stammt dieses Petschaft aus dem Jahre 1515, also lange vor
der Zerstörung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg.27 28 Das Chirurgensiegel
hat eine Ähnlichkeit mit dem ältesten erhaltenen Stadtsiegel Ettenheims
, das zweifelsfrei aus dem Jahre 1545 stammt. Andererseits berichtete
der Ettenheimer Chronist Machleid in seinem Tagebuch: „1756 den
24=ten hornung ist dass newe / bittschaß der barbierer allhier in der /
zunfftlad ligendt, von einem ledigen / Juden von Vörstetten bey horb an
dem / neckhar, mit namen Jacob Moyßes fein / undßauber gestochen worden
, auff dem /blaz bey der ambtschaffney, vor 1 fl 2ß".29

Die ältesten Urkunden, in denen ein Ettenheimer Barbierer namentlich genannt
wird, sind: 1. vom 18. Mai 1326: hier wird ein „Barbierer Heinrich" erwähnt
;30 und 2. vom 26. Juli 1720: hier wird ein Grundstücktausch mit Michael
Berger, Bürger und Barbierer daselbst, beurkundet.31 Ob die Tätigkeit
dieser Barbierer medizinischer Art war, ist aus den Urkunden nicht ersichtlich.


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