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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 92
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Josef Werner

küche. Dreimal in der Woche wurden Bäder verabreicht. Es war nur eine
Badewanne für Pfründner wie für Ortsbewohner vorhanden. Das Wasser
hierzu wurde seit 1902 von einer 100 m entfernten Quelle am Kochberg
bezogen.9

Im Jahre 1854 herrschte im ganzen badischen Land eine große Not. Das
Großherzogliche Oberamt in Offenburg sah sich veranlasst, aus verschiedenen
Stiftungen und Hilfsfonds Mittel an die notleidende Bevölkerung zu
geben. Die Stabsgemeinde Durbach wurde deshalb am 17. Februar 1854
um Rückmeldung auf folgendes Schreiben gebeten: „Der Nothstand der
ärmeren Classe nimmt wegen Mangel an Nahrungsmittel und Brod fast mit
jedem Tag mehr zu, so daß für dieses Frühjahr zur Unterstützung der Armen
außergewöhnliche Maßnahme und Hülfe geboten ist. Der Gemeindevorstand
hat binnen 8 Tagen zu berichten welche Anordnung zur Unterstützung
der Ortsarmen daselbst etwa bereits getroffen worden sind oder wie
solche beabsichtigt werden ".

Nach einem Aufruf an die Bevölkerung meldeten sich schließlich 180
Familien mit zusammen 725 Personen aus den Stäben Heimburg, Obernes-
selried-Illental, Bottenau und Gebirg und baten um Unterstützung. Weitere
Familien meldeten sich noch nachträglich. Einige Familien wurden nach
Beratung des Gemeinderats und Stiftungsvorstands aus der Liste gestrichen
. Letztlich erhielten laut der vorliegenden Ausgabeliste 221 Familien
Lebensmittel zugeteilt. Die Gemeinde hatte aus der „Georg-Elisabethen-
Stiftung" über das Oberamt Offenburg 300 Gulden für die Armen erhalten.
Jede Familie erhielt 1 Sester Grundbirnen (Kartoffel). Weitere 200 Sester
Grundbirnen und 400 Meßle Bohnen wurden entsprechend der Familiengröße
verteilt. Dazu erhielt jede Familie einen Laib Brot. Die Verteilung
erfolgte am 27. April 1854. Das Bewilligungsschreiben der Großherzoglichen
Regierung des Mittelrheinkreises enthielt die Mitteilung, dass nur
katholische Ortsarme aus der ehemals baden-badischen Markgrafschaft
Mittel aus dieser Stiftung erhalten. Es wurde auch Wert darauf gelegt, dass
der Ortsarmenvorstand darauf achtet, „dass nicht die Sorglosigkeit der
Minderbemittelten befördert werde". Man wollte vermeiden, das sich die
Armen an eine dauernde Unterstützung gewöhnen. Ähnliche Bestimmungen
hatten auch andere Stiftungen des alten Baden (vor 1771) wie z.B. die
Maria-Victoria-Stiftung, die das Georg-August-Maria-Victoria-Armen-Erziehungs
-Haus in Rastatt unterhielt. Aufgenommen in diese Schule wurden
nur katholische Mädchen, „die nicht älter als 15 Jahre und aus der Schule
entlassen, vermögenslos, in einer Gemeinde der vormaligen Markgrafschaft
Baden-Baden heimatberechtigt, bildungsfähig und von gesunder
Körperbeschaffenheit" waren.

Aus dem Oberamt Offenburg war die Stabsgemeinde Durbach die einzige
Gemeinde, die als baden-badische Exclave Leistungen aus den altbadi-
schen Stiftungen erhielt. Jährlich verteilte der Hofalmosenfond und der


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