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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 125
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Über ein furchtbares Kapitel Unmenschlichkeit -
Buchenwald ist überall

Ralf Bernd Herden

Beim Verfassen - wie beim Lesen dieser Darstellung - steigen blankes
Entsetzen und furchtbare Angst, Sprachlosigkeit und Empörung, Mitleid
bis zur Unfassbarkeit in uns auf. Vor unserem inneren Auge enthüllen sich
Fakten, welche der gesamten Menschheit unsäglicher Schmerz und ewige
Mahnung zugleich sein müssten. Wie konnte es sein, dass Menschen, welche
als Ärzte den hippokratischen Eid, zu helfen und zu heilen, abgelegt
haben, in menschenverachtender Art und Weise anderen unsägliche Leiden
und grausamsten Tod zugefügt haben, in einer Art und Weise, wie sich
selbst Wölfe oder andere wilde Tiere gleicher Art nicht untereinander vernichten
? Eines der zahllosen, schrecklichen Beispiele, wie unmenschlich
Menschen sein können, ist der KZ-Arzt Erich Wagner. Er lebte nach dem
II. Weltkrieg zuerst unerkannt und unentdeckt in der Ottenau. Mitten unter
uns, in Lahr: Verborgen blieb das verbrecherische Vorleben nicht weniger
freundlicher Hausärzte von nebenan, die niemand fragte, woher sie eigentlich
gekommen waren ...1 Wagner, dessen Frau ebenfalls Ärztin war und
eine Kassenzulassung besaß, hatte sich in Lahr um eine Privatzulassung
bemüht und diese 1958 auch erhalten.2

SS-Sturmbannführer (den einem Major der Wehrmacht entsprechenden
SS-Rang erlangte er 1944, zuvor war er mit Wirkung vom l. Mai 1942
zum SS-Hauptsturmführer befördert worden3) und KZ-Arzt Erich Wagner4
war am 15. September 1912 in Komotau im Sudetenland geboren worden.
Nach Schulbesuchen in Salzburg, Bad Reichenhall und München studierte
er Medizin in Graz, Innsbruck, München, Kiel und Freiburg im Breisgau.
Dort legte Wagner im Dezember 1938 das medizinische Staatsexamen ab,
um danach sein Praktikumsjahr in der inneren und chirurgischen Abteilung
des Städtischen Krankenhauses Bad Reichenhall zu absolvieren. In seiner
Dissertation5 gibt er an, am 6. September 1939 zur Waffen-SS eingezogen
worden zu sein, und am 19. September 1939 die ärztliche (Not-)Approba-
tion erlangt zu haben. Die SS war Wagner nichts Unbekanntes, gehörte er
ihr doch bereits seit 1933 an. Er trat seinen Dienst beim SS-Ersatzbataillon
Berlin-Lichterfelde6 an, welches als Ersatzeinheit der „Leibstandarte Adolf
Hitler" in den Kasernen der ehemaligen, königlich preußischen Hauptkadettenanstalt
Groß-Lichterfelde untergebracht war.

Doch bald darauf wurde Erich Wagner versetzt - nach Weimar, genauer
gesagt ins Konzentrationslager Buchenwald.


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