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Über ein furchtbares Kapitel Unmenschlichkeit - Buchenwald ist uberall
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berichtet, er habe tätowierte Menschenhaut, einen präparierten Menschenkopf
und einen Lampenschirm aus Menschenhaut gesehen: „Aber in dem
damaligen Strafverfahren wurde wegen dieser Dinge keine Anklage gegen
ihn (Koch; d.Verf.) erhoben. "26
Erzwungene Blutspenden27 von KZ-Häftlingen waren da noch die
„kleinsten" Verbrechen. Auch nach der Hinrichtung des KZ-Kommandanten
Koch (durch die Nazis; d.Verf.) habe es in Buchenwald stets gegerbte
Menschenhaut gegeben.28 Ein Zeuge konnte auch konkret berichten, dass
man präparierte Tätowierungen auch an Universitäten gesandt habe, und
dass auch gezielt Personen getötet worden sind, um deren Tätowierungen
zu bekommen29.
Menschliche Tätowierungen wurden tatsächlich, nachdem man einzig
und allein zu diesem Zweck Häftlinge ermordet hatte, in der sog. „Abteilung
für Pathologie" des Konzentrationslagers Buchenwald präpariert und
jahrelang den SS-Besuchern zu deren Belustigung als besondere Kostbarkeiten
präsentiert.
Dies entsprach insbesondere den charakterlichen Maßstäben des „Kommandantenehepaares
" Ilse und Karl Koch. Sie, 1906 in Dresden geborene
Stenotypistin in einer Zigarettenfabrik und seit 1937 zweite Ehefrau des
Lagerkommandanten, war die Verkörperung einer KZ-Kommandeuse. Im
Buchenwald-Hauptprozess wurde sie deshalb 1947 zu lebenslanger Haft
verurteilt, aber bereits im Oktober 1949 wieder entlassen. Erst auf Drängen
des amerikanischen Militärgouverneurs Lucius D. Clay wurde sie von
deutschen Behörden wieder verhaftet und 1951 vom Landgericht Augsburg
zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Im Gefängnis Aichach beging 1967 jene
Frau Selbstmord, welche von den Häftlingen nicht ohne Grund „Hexe
von Buchenwald" genannt wurde: Gelegentliche Bäder in Madeira, welcher
in die Badewanne gegossen wurde,30 waren harmlos im Verhältnis zu
ihren Lampenschirmen aus Menschenhaut ... Und ihr Gatte, der wegen
Unterschlagungen entlassene Bankbeamte, wütete im KZ so sehr, dass ihn
ein SS-Gericht zum Tode verurteilte - wegen Korruption.
Doch zurück zur Promotion Erich Wagners. Mit Datum vom 16. September
1941 verlieh ihm die medizinische Fakultät der Universität Jena - die
Friedrich-Schiller-Universität - den medizinischen Doktorgrad.31
Am l. September 1943 lieferte Wagner die üblichen 200 Promotionsexemplare
seiner Arbeit an der Universität ab. Zur Entstehung der Arbeit
liefert uns Häftling Paul Grünewald, sozusagen „Wagners Ghostwriter",
weitere Informationen:
„Ein entscheidender Punkt kam, als es sich um die Ausrichtung der Arbeit
handelte. Zweifellos lag es im Zug der Zeit, die gestellte Frage so zu beantworten
, dass tätowierter Mensch gleich Mensch mit verbrecherischer
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