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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 145
(PDF, 120 MB)
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Der Arzt, der kein Mörder war

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Über Dr. Ortmann kann ich nur Positives sagen. Wie ich bereits in meiner
Vernehmung vom 14.10.64 zu Ziff. 4 angegeben habe, behandelte er die
Häftlinge, die zu ihm als Patienten kamen, vorbildlich und menschlich und
wirkte auch in diesem Sinne auf seine Assistenzärzte ein." Der Zeuge äußert
sich dann zu der einzigen negativen Aussage eines Häftlings, die er
bezweifelt: „So etwas hätte sich bestimmt herumgesprochen und wäre
auch zu meiner Kenntnis gelangt, wenn die Sache stimmen würde. Auf Befragen
: Ein Häftling namens Reuter ist mir nicht bekannt. Ich kann auch
nicht bestätigen, dass Dr. Ortmann sinnlose Operationen an Häftlingen
ausgeführt haben soll.

Ich habe bei sämtlichen Operationen, die er im aseptischen Operationssaal
ausgeführt hat, assistiert. Mir wäre in jedem Fall aufgefallen, wenn er
bei einem Patienten, der über Blinddarmschmerzen geklagt hätte, eine
Thoraxoperation o. ä. durchgeführt hätte. Wie schon gesagt, halte ich einmal
Dr. Ortmann einer solchen Handlungsweise nicht für fähig, zum anderen
hat er auch derartige Operationen in meinem Beisein nie vorgenommen
.

Mir ist auch nicht bekannt, dass Dr. Ortmann Häftlinge zu Versuchszwecken
ausgesucht hat. Dass Versuche im septischen Operationssaal mit vergifteten
Geschossen durchgeführt wurden, ist mir allerdings bekannt."

In dieser Aussage folgen nun Schilderungen grässlicher Medizinversuche
durch andere Ärzte an den liegend festgeschnallten Patienten, die
„nach einigen Tagen, trotz Sonderverpflegung, starben."

Ähnlich bestritt auch ein Angestellter aus Hagen 1968 die negative Aussage
des Zeugen Reuter. „ Über Dr. Ortmann kann ich sowohl in menschlicher
als auch in ärztlicher Hinsicht nur das Allerbeste sagen. Wenn ihm
vorgeworfen wird, a) einen Häftling mit einer Ratte zu Tode gequält zu haben
, b) sinnlose Operationen durchgeführt zu haben, an deren Folgen
Häftlinge verstorben sind, c) 5 bis 6 Häftlinge ausgesucht zu haben, an denen
Versuche mit vergifteter Munition28 durchgeführt wurden, dann möchte
ich dazu sagen, dass ich davon nichts weiß und auch nie im Lager davon
gehört habe. M.E. handelt es sich bei dem Zeugen, der diese Angaben gemacht
hat, um einen pathologischen Wichtigtuer. Wenn derartige Dinge unter
Dr. Ortmann vorgekommen wären, wäre mir dies bekanntgeworden. "29

Der Zeuge Bierbrauer30 fasste sich 1964 in Mainz, auf die Broschüre
bezogen, sehr kurz und deutlich: „Zu III Seite 61 lfde. Nr. 357, Dr. Ortmann
, Gustav, möchte ich sagen, dass er sich menschlich, im Gegensatz zu
anderen Ärzten des KZ Sachsenhausen verhalten hat. "

Sehr positiv hat ihn auch ein Verwaltungsangestellter Müller31 aus
Oberhausen 1964 in Erinnerung: „Auch Dr. Ortmann habe ich einwandfrei
auf den Lichtbildern 271-272 erkannt. Ich kenne Dr. 0. innerhalb meiner
Lagerzeit als Lagerarzt, der seine Aufgaben gewissenhaft durchführte. Die
Häftlinge hatten Zutrauen. Z. B. war es möglich, dass man auf dem Lager-


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