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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 153
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Dr. Leo Wolff aus Appenweier:

„Der praktische, bewegliche Landarzt"

Karl Maier

In Appenweier lag wie in anderen Landorten ähnlicher Größe die Betreuung
der Kranken durch ausgebildete Helfer bis ins 19. Jahrhundert hinein
im Wesentlichen in den Händen der Chirurgen, Wundärzte oder Barbiere,
die wie die Hebammen einer gewissen staatlichen Aufsicht unterstanden.
Für einen Arzt, der an einer Universität studiert hatte, besaß das Dorf offensichtlich
noch wenig Anreiz. Als 1810 das zweite Landamt Offenburg
in Appenweier eingerichtet wurde, war damit auch ein Physikat, die Stelle
eines Bezirksarztes, verbunden. Dr. Jessele aus Offenburg übernahm diese
Aufgabe, er war aber nicht bereit, seinen Wohnsitz aufs Land zu verlegen,
auch nicht, als ihm das Ministerium mit einer Gehaltskürzung gedroht
hatte.1

Die Gemeindeverwaltung jedoch bemühte sich sehr, ihre Einwohner ordentlich
medizinisch zu versorgen, und bot jedem qualifizierten Manne,
wenn er sich im Ort niederließ, freie Wohnung im Rathaus mit Keller,
Nebengebäude, Garten und Holzlieferung; er musste dafür allerdings die
Ortsarmen ohne Entgelt behandeln.2 Erst 1829 hatten die Gemeindeväter
Erfolg.3 Wie sehr der Gemeinderat die ärztliche Arbeit schätzte, zeigt, dass
er später die Leistungen um ein Wartegeld von 500 M erhöhte.

Zu diesen Bedingungen stellte der Gemeinderat während des 19. Jahrhunderts
eine Reihe Ärzte ein, die Doktoren Baumann, Schneider, Mast
und Krämer. Da auch viele Einwohner aus den Nachbarorten sie zu Rate
zogen, entwickelte sich in Appenweier mit der Zeit eine Art Mittelpunktspraxis
. Der unmittelbare Vorgänger von Dr. Wolff, Dr. Krämer, wurde Vertragsarzt
der Krankenversicherung Appenweier-Nesselried-Ebersweier4
sowie einer Fürsorgekasse des Kirchspiels Nußbach.5 Patienten aus Stadelhofen
kamen ebenfalls zu ihm.

Trotz dieser begrüßenswerten Entwicklung kam es 1908 zum Bruch
zwischen dem Dorfarzt und der Gemeindeverwaltung Appenweier. Im Februar
teilte Dr. Krämer dem Gemeinderat mit, er könne mit dem bisherigen
Entgelt nicht mehr zufrieden sein. Wegen der in den letzten Jahren aufgetretenen
allgemeinen Teuerung hätten sich - wie die Handwerker und
Kaufleute - auch die Ärzte organisiert und die Preise erhöht. Nach einer
im hiesigen Bahnhofhotel stattgefundenen Solidaritätsversammlung will
sich Krämer seinen Kollegen im Renchtal anschließen und bittet um Auflösung
des Vertrages und das Recht, das Honorar für die Krankenbehandlung
künftighin selbst zu bestimmen. Obwohl sich Krämer bereit erklärte,


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