Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 155
(PDF, 120 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0155
Dr. Leo Wolff aus Appenweier, „der praktische, bewegliche Landarzt"

155

die Ortsarmen weiterhin gratis zu behandeln, trennte sich die Gemeinde
von ihm.6

Schnell fand Bürgermeister Wiedemer - wer ihn empfohlen hatte, können
wir nicht feststellen - einen Nachfolger, den praktischen Arzt Dr.
Wolff, der sich auch rasch persönlich vorstellte. Er kam aus Strümpfeibrunn
und „zeigte sich nicht abgeneigt, die demnächst dahier in Erledigung
befindende Arztstelle zu übernehmen11'1.

Dr. Wolff wurde am 4. Mai 1874 in Oberstein geboren und wuchs dort
unter acht Geschwistern auf. Zwei seiner Brüder, Julius Karl und Max,
gründeten unter dem Namen des Vaters, eines Kaufmannes, die „Firma
Elias Wolff, die mit Edelsteinen und Halbedelsteinen handelte und eine
eigene Edelsteinschleiferei betrieb. Nach offensichtlich erfolgreichen Jahren
, das sei chronologisch vorweggenommen, traf auch sie die Härte des
nationalsozialistischen Rassenwahns. In der „Reichspogromnacht" 1938
verwüsteten Schlägertrupps ihre Villa am Schlossberg, die Karl Julius ein
Jahr später verkaufen musste. Während des Krieges wurde einer der Brüder
und seine Frau verschleppt und wahrscheinlich in Theresienstadt umgebracht
.8

Leo besuchte das „königliche Gymnasium zu Wiesbaden", an dem er,
so können wir annehmen, das Abitur ablegte.9 Vom Sommersemester 1892
bis einschließlich Wintersemester 1896/97 studierte er an der Julius-Maximilian
-Universität in Würzburg Medizin, bestand 1897 das Staatsexamen
und erhielt die Approbation für das Gebiet des Deutschen Reiches.10 Er
schrieb eine Dissertation über das Thema „Die Entwicklung der Lungentuberkulose
unter besonderer Berücksichtigung der Stellung des Frühinfiltrates
als Beginn der tertiären Pthise"11, die allerdings erst Jahre später publiziert
wurde.

Am 30. Juli 1904 heiratete Leo Wolff Frau Anna Glaßner in Würzburg.
Schon vor der Eheschließung, 1895, hatte Frau Glaßner den Sohn Carl
geboren, der nach der Konfession der Mutter katholisch getauft worden
war. Noch vor der Hochzeit konvertierte Frau Glaßner zum jüdischen
Glauben.12

Über die berufliche Laufbahn Dr. Wolffs ab 1901 erhalten wir glaubwürdige
Informationen, da sie von Amtsinhabern geliefert werden. Im genannten
Jahr übernahm Wolff die Aufgaben eines Verbandsarztes für sieben
Gemeinden mit dem Sitz in Strümpfeibrunn. Um sicherzugehen, bat
der Appenweierer Bürgermeister seine Kollegen aus dem Odenwald um ihre
Meinungen über den Doktor. Was er als Rückmeldungen erhielt, dürfte
er kaum erwartet haben.

Einhellig bedauern die bisherigen Arbeitgeber, dass Dr. Wolff nach Appenweier
wechselt, gönnen jedoch dem allgemein verehrten Manne die höhere
Entlohnung und gratulieren den zukünftigen Patienten zur Hilfe, die
sie erwartet. Ohne Tadel sieht man seine Wesensart: „Er besitzt einen ehr-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0155