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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 159
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Dr. Leo Wolff aus Appenweier, „derpraktische, bewegliche Landarzt'

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Helfer zur Seite. In Appenweier unterstützte er die Mitgliedergruppe des
Badischen Frauenvereins in ihren vielfältigen, auch medizinischen Aktivitäten
. Als man zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 am Bahnhof mit
seiner nun auch militärisch wichtig gewordenen Verbindung nach Straßburg
und die Vogesenfront eine Erfrischungsstation für deutsche Soldaten
und Kriegsgefangene einrichtete, arbeitete der jüdische Arzt in der „Bahnhofskommission
" erfolgreich mit dem katholischen Ortspfarrer zusammen
.18

Von Pfarrer Schultheiß zwar erwartet, aber ohne längere Vorbereitung
und wohl durch die hohen Verluste an der Vogesenfront bewirkt, wandelte
das Militärkommando das der katholischen Kirchengemeinde gehörende
Spital St. Elisabeth in ein militärisches Lazarett um. Dr. Wolff versorgte
die Verwundeten, Deutsche und Franzosen, während der ganzen zwei Jahre
über, die es bestand. Von einem zweiten Arzt wird nichts gemeldet. Ihn
unterstützte die katholische Oberschwester Mathia und Rote-Kreuz-Helfe-
rinnen, die Dr. Wolff ausgebildet hatte.19

In der Zeit bis September 1916 hatte die Gruppe um Wolff 550 Soldaten
gepflegt. Vier Deutsche und zwei Franzosen waren ihren Verletzungen erlegen
. Die Landesregierung würdigte die Leistung, die man in Appenweier
erbracht hatte, und verlieh Pfarrer Schultheiß und Oberin Mathia das
Kriegshilfekreuz, Dr. Wolff jedoch das Kriegsverdienstkreuz.20

In Urloffen ist Dr. Wolff wegen seiner Tätigkeit im Ortsverein des Deutschen
Roten Kreuzes heute noch unvergessen. Als Kolonnenarzt hatte er
einen wesentlichen Anteil am Neuaufbau der Sanitätsabteilung nach dem
Ersten Weltkrieg. Zusammen mit dem Vorstand verhalf er ihr zu einem beachtlichen
Leistungsniveau, bis die Gesetzgebung der Nationalsozialisten
seine erfolgreiche Arbeit beendete.21

In den Berichten der Bürgermeister der Verbandsgemeinden um
Strümpfeibrunn wird Dr. Wolff aus dem damals gegenwärtigen Leben beschrieben
. Heute kann man erstaunt und respektvoll feststellen, wie viele
Menschen sich 60 Jahre nach seinem Tod noch daran erinnern, was sie mit
Leo Wolff erlebt haben, denn er ist wirklich legendär geworden wie wohl
keine andere Gestalt aus der jüngeren lokalen Geschichte. Was als hervorstechendstes
Merkmal mit ihm verbunden wird, ist sein soziales Verhalten,
sein Verzicht auf ein Honorar, wenn er mittellose Leute behandelt hatte.
Dass er als Armenarzt dazu verpflichtet war, nimmt dem Lob nichts von
seiner Gültigkeit, denn es wird in zwei Nachbarorten - mit Namensnennung
- gezollt, wo die Appenweierer Regelung nicht galt und in Appenweier
für die Zeit nach 1933, als die Krankenkassen Rechnungen von jüdischen
Ärzten nicht mehr bezahlten. Wie schon der Bürgermeister von
Strümpfeibrunn betont man auch jetzt noch seine Toleranz in religiösen
Dingen: Nie habe er es unterlassen, den Angehörigen der Sterbenden, die
ja alle Christen waren, rechtzeitig den Gang zum Seelsorger zu empfeh-


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